Kollateralschäden
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Freitag

Es war bereits Mittag, als der erste Flug des Tages aus Athen gelandet war. Markus nahm gerade seinen Koffer vom Gepäckband. In Gedanken immer noch bei der gestrigen dramatischen Szene auf Mykonos, zog er sein Handy hervor und deaktivierte den Flugmodus. Gebannt blickte er auf das Symbol von WhatsApp, das ihm hoffentlich bald eine neue Nachricht anzeigen würde. Das blöde Ding rödelte vor sich hin, bis endlich das ersehnte kleine rote Symbol erschien. Hastig öffnete er den Chat mit Max, las die Nachricht und schluckte schwer:

 

"Du wohnst ab sofort wieder bei deinen Eltern. Vor meiner Tür steht eine Kiste mit deinen wichtigsten Sachen. Morgen 12:00 Uhr ist Schlüsselrückgabe. Dann holst du den Rest ab."

Tränen schossen Markus in die Augen, mit verschwommenem Blick wankte er Richtung Ausgang. Nein, das durfte nicht wahr sein! Auf dem Rückflug hatte er gedacht, vielleicht würde eine Nacht drüber schlafen Max wieder beruhigen und sie könnten über alles in Ruhe reden. Dementsprechend hatte er es als gutes Zeichen gewertet, dass er vor dem Abflug keine Antwort auf seine Nachricht an Max erhalten hatte. Doch offensichtlich hatte sein Freund (oder eher schon Ex-Freund?) sich genau für das Gegenteil entschieden und warf ihn aus seiner Wohnung!

Markus nahm den Regionalexpress Richtung Heimatstadt und wollte auf dem schnellsten Weg zurück zu Max. Mehrmals versuchte er ihn anzurufen, doch er nahm nicht ab. Vielleicht konnten sie reden, wenn er seine Kiste abholte? Am Bahnhof nahm er ein Taxi, die angebotene Busverbindung war keine Alternative. An der Wohnung angekommen bezahlte er, sprang aus dem Wagen und hastete zu der Eingangstür. Beim Aufschließen kam es ihm immer noch wie sein Zuhause vor, was in Markus wieder Tränen hochsteigen ließ.

Seinen Rollkoffer stellte er unten im Flur ab und nahm den Aufzug in den obersten Stock. Als er ausstieg sah er bereits einen Umzugskarton links neben der Wohnungstür stehen. Markus ignorierte ihn und klingelte. Keine Reaktion. Doch der Ruderer war überzeugt, dass Max zuhause ist und schellte abermals. Wieder keine Reaktion. Dann begann er gegen die Tür zu klopfen, erst zaghaft, dann immer stärker, bis er zuletzt verzweifelt gegen das Holz hämmerte. „MAX! MAX, MACH AUF! Wir müssen reden“, rief Markus, während ihm neue Tränen aus den Augen kullerten.

Stille, doch dann ließ sein Handy einen Ton hören:

"Mach keine Szene. Wir haben nichts mehr zu bereden. Nimm deinen Kram und verpiss dich!"

Markus zuckte wie vom Schlag getroffen zurück, keuchend lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Wand neben der Wohnungstür und rutschte sie langsam herunter, bis er mit angewinkelten Beinen auf dem Boden saß. Leise wimmerte und schniefte er vor sich hin. War es das jetzt also? Nach gut einem Jahr innigster Zweisamkeit, einem grandiosen langen Wochenende in London und einer weiteren Woche auf Mykonos, dieser traumhaft schönen griechischen Insel? Die doch ebenfalls so toll begonnen hatte?

Und dann ausgerechnet dieser blöde Kerl, der sich Max am Mittwoch an den Hals schmeißen musste. Der wiederum zu betrunken und geil war, um zu widerstehen. Seine eigene Wut und die Rachegelüste am folgenden Tag. Das war erst gestern gewesen! Wie er Max den ganzen Tag auf Distanz gehalten und abends dem leckeren Griechen schöne Augen gemacht hatte. Wie sehr er Max Eifersucht und Wut genossen hatte! Und dann waren ihm am Ende diese fatalen Sätze rausgerutscht, kurz nachdem sein Freund sie im Hotelbett erwischt hatte. An den Griechen gerichtet hatte er gesagt: „Du bleibst hier, ich bin noch nie zuvor so geil von jemandem gefickt worden. Den da brauche ich jetzt nicht mehr.“

Es hatte gar nicht des folgenden heftigen und fast handgreiflichen Wutausbruchs von Max bedurft, dass Markus bereits kurz danach von seinen eigenen Worten schockiert gewesen war. Das hatte er nie sagen wollen! Noch dazu stimmte es nicht einmal. Der Grieche war zwar nicht schlecht gewesen, aber der Fick des Jahrhunderts war er ganz sicher nicht. Und es fehlten die tiefgehenden Gefühle, die er nur bei Max empfand. Doch der eigentliche Hammersatz war natürlich der zweite gewesen:

"Den da brauche ich jetzt nicht mehr."

Den da! Wie abgrundtief mies war das von ihm gewesen? Sowas zu dem Mann zu sagen, der ihn seit der ersten Minute so liebevoll behandelt hatte? Der ihn zart entjungfert hatte? Der ihn anschmachtete, heftig begehrte und ihm unzählige geile Stunden beschert hatte? Der ihn fast schon auf Händen getragen hatte? Und den er immer noch über alles liebte? Natürlich war er in dem Moment trotzdem zu stolz und trotzig gewesen, um Max vom Packen und der Fahrt zum Flughafen abzuhalten. Er hatte direkt zu Beginn die beste Chance verpasst alles aufzuklären und ihn um Verzeihung zu bitten. Je länger sein Satz unwidersprochen blieb, desto stärker hatte er seine toxische Wirkung entfaltet.

 

Inzwischen hätte Markus es lieber gehabt, wenn Max sich ihm stellen würde, ihn anschrie, ihm vielleicht sogar eine verpassen würde und dann wären sie quitt. Dann hätte er zumindest versuchen können seine Entschuldigung persönlich vorzubringen. Doch die Abschottungsstrategie von Max, die kühlen Textnachrichten und die für ihn verschlossene Tür waren die grausamste aller vorstellbaren Bestrafungen für ihn.

Verschlossene Tür...

Markus holte den Wohnungsschlüssel hervor und betrachtete ihn nachdenklich: Sollte er? Für einen Moment dachte er wirklich daran einfach die Tür aufzuschließen und Max zu zwingen mit ihm zu reden. Doch dann verwarf er den Gedanken schnell wieder. Nein, er wollte nicht alles noch schlimmer machen und seine Wünsche erstmal respektieren. Vielleicht brauchte er noch ein bisschen Zeit zum Abkühlen und sie würden morgen früh bei der Schlüsselrückgabe Gelegenheit zum Reden bekommen.

Seine Mutter fragte nicht, als sie ihren Sohn mit Karton in der Hand und verheultem Gesicht vor der Haustür stehen sah. Sie nahm ihn wortlos in die Arme und drückte ihn fest an sich. Markus ließ die Tränen laufen und schluchzte. Dann löste sie die Umarmung, bat ihn herein und schaute ihn voller Mitgefühl an: „Ihr habt euch heftig gestritten im Urlaub, oder? Was ist passiert?“, fragte Sabine. Markus nickte: „Ja, heftigst. Wir haben beide unseren Anteil, aber ich hab etwas Abscheuliches zu ihm gesagt. Darauf ist er ausgetickt und abgereist. Er hat mich aus seiner Wohnung geschmissen und morgen früh soll ich meine restlichen Sachen abholen und den Schlüssel zurückgeben.“ – „Ach du je, das tut mir so Leid für euch beide. Was immer es auch war, ich bin sicher, ihr renkt das bald wieder ein. Ihr passt doch so toll zueinander, das wirft man nicht einfach so weg“, versuchte seine Mutter ihm Mut zu machen.

Doch Markus schüttelte den Kopf: „Ich weiß nicht. Ehrlich gesagt war ich es, der es weggeworfen hat. Ich war so bescheuert! Max ist immer noch auf 180. So kenne ich ihn nicht, er ist wirklich sehr tief getroffen. Kann ich morgen dein Auto haben, um meine Sachen abzuholen?“ – „Klar, geh erstmal nach oben und beruhige dich. Ich koche nachher was Schönes zum Abendessen und morgen früh sieht die Welt schon wieder besser aus. Du wirst sehen!“, sagte Sabine und wuschelte ihrem Sohn zärtlich durchs Haar.

Markus saß in seinem alten Kinderzimmer und packte ein paar der Klamotten aus der Kiste in seinen Schrank zurück. Der weiche Pullover, den Max so gerne an ihm gesehen (und gefühlt) hatte. Die verwaschene Lieblingsjeans, die beiden Jockstraps, die er von ihm zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte . Der... Markus kamen erneut die Tränen und er warf den braunen Gürtel, den er damals bei der Siegerehrung der Ruderer getragen hatte , von sich weg auf den Boden und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Hemmungslos heulend ließ er sich auf das Bett fallen. Warum fiel ihm jetzt nicht einfach die Decke auf den Kopf? Dann wäre er endlich erlöst aus dieser schrecklichen Situation.

Jede Menge Erinnerungen aus ihrer gemeinsamen Zeit fluteten durch seinen Kopf: Wie sie sich geliebt hatten. Wie er ihn anschaute. Wie gut man mit ihm Lachen konnte. Wie geil er anzuschauen, anzufassen und zu spüren war. Wie süß manche seiner Marotten waren. Wie romantisch er sein konnte, obwohl er sonst den harten Kerl gab. Scheiße, solch einen Klassemann fand er doch nie wieder in seinem Leben! Warum hatte er sich nur von seiner Rachsucht so weit treiben lassen? Sie hatten doch eine offene Beziehung geführt, warum war Max‘ Fick mit diesem Arschlochtypen so schlimm für ihn gewesen? Markus wusste darauf keine Antwort.

Samstag

Seit seiner Rückkehr versuchte Max sich zu beruhigen, einen klaren Kopf zu bekommen und sich nicht von seinen Gefühlen beherrschen zu lassen. Doch es gelang ihm nicht einmal ansatzweise. Er hatte extrem schlecht geschlafen und immer wechselnde Phasen von Trauer, Wut und Selbstmitleid durchlebt. Nun war er immer noch müde, nachdem er maximal zwei Stunden unruhigen Schlaf gefunden hatte. Zum Glück hatte er auch die nächste Woche noch Urlaub, so konnte er sich immerhin in Ruhe abreagieren, bis er wieder halbwegs arbeitsfähig sein würde. Als Markus gestern Nachmittag vor seiner Tür gestanden und Einlass begehrte hatte war er kurz davor gewesen ihn reinzulassen, um ihn richtig zur Sau zu machen. Doch er wollte ihn einfach nicht sehen, wollte keine Entschuldigung hören und auch keine Erinnerungen an bessere Zeiten wecken, die ihn von seiner gerechten Wut ablenken würden. Und war sie das nicht?

 

Er hatte dem kleinen Bengel alles gegeben. Seine Liebe, fast seine gesamte Freizeit, sein Geld, ja hatte ihn sogar bei sich wohnen lassen! Und wie dankte das verwöhnte kleine Arschloch es ihm? Indem er ihm mitten ins Herz schoss! Er hasste sich selbst für seine Gefühlsduselei und sein Selbstmitleid. Die Furcht vor genau dieser Situation hatte ihn früher immer davon abgehalten sich auf eine Beziehung einzulassen. Warum sich all die Mühen machen, um letztlich doch immer wieder allein dazustehen?

Weil er ihn liebte.

Liebe? Pah! Max schnaubte. Wie war das noch? „Liebe ist ein altes Märchen, das sich die Menschen ausgedacht haben, damit sie sich nicht aus dem Fenster stürzen“, rezitierte er in Gedanken sinngemäß einen Spruch von Gordon Gekko aus dem Film Wall Street. Das alte Schlitzohr hatte Recht gehabt! Liebe war nur eine Illusion, ein ekelhaft sentimentales Geplänkel für schwache Menschen. Das hatte er eigentlich immer gewusst, es reichte doch völlig aus regelmäßig irgendjemanden zum Ficken zu finden, oder?

Fuck and go, end of story!

Verbittert nahm Max einen weiteren Schluck Wodka aus seinem Glas. Früher hatte er nie starken Alkohol im Haus gehabt, aber gestern Abend im Duty Free hatte er es ganz nützlich gefunden sich etwas Starkes mitzunehmen. Falls er was zum Betäuben seiner Gedanken brauchen würde. Und wie er es gebraucht hatte...

Markus hatte frischen Mut geschöpft, als er spät am Samstag erwachte. Seltsamerweise hatte er nach einem weiteren Weinkrampf nach dem Abendessen gestern Abend doch einige Stunden tiefen Schlafs gefunden. Nun war er auf dem Weg zurück zu Max Wohnung, um die Schlüsselübergabe dafür zu nutzen vielleicht doch noch ein klärendes Gespräch zu führen.

Als er die Wohnung betreten hatte, entdeckte er Max auf der Couch sitzend im Wohnzimmer. Am Esstisch standen vier weitere Kartons, die bereits gepackt waren. Der Fitnesstrainer machte keine Anstalten von der Couch aufzustehen. Erst jetzt sah Markus, dass er sich Kopfhörer aufgesetzt hatte und mit dem Fuß zum Takt der Musik wippte.

Er stellte sich vor ihn, suchte seinen Blick, doch er schien durch ihn hindurchzusehen. „Max. Ich...“, er schaute ihn eindringlich an, doch der Bodybuilder schien ihn aufgrund der Musik kaum wahrzunehmen. „MAX! NIMM DOCH ENDLICH DIE KOPFHÖRER AB!“, rief Markus und klang dabei wütender als beabsichtigt. Wenigstens zuhören könnte er ihm! Mit undurchdringlichem Gesicht nahm der Fitnesstrainer tatsächlich seine Kopfhörer ab und legte sie beiseite. Mit verschränkten Armen saß er auf der Couch und starrte Markus feindselig an.

„Max, hör mir zu. Es tut mir so leid. Ich wollte das nicht... Es ist mir einfach so rausgerutscht. Ich war betrunken und du ja auch und...“, Markus suchte nach Worten und schaute seinen Freund flehentlich an. Verdammt, warum versagten ihm ausgerechnet jetzt die Worte?

„So! Betrunken, was? Und betrunken wirst du erst so richtig geil auf andere Kerle, hast mit ihnen den besten Sex deines Lebens und brauchst mich nicht mehr? Vielleicht war das ja gar kein Versehen, sondern nur deine innersten Gedanken, die du endlich mal laut aussprechen konntest! Ich hab keinen Bock auf Kinderkacke mit einem unreifen Teenager! Ich werde Dir nicht im Weg stehen. Die Kisten sind gepackt, leg deinen Schlüssel auf den Esstisch und wo die Tür ist weißt du ja selbst“, sagte Max in einem leicht lallenden Tonfall.

Markus fuhr es eiskalt den Rücken runter. Was ging hier gerade ab? Nicht ein bisschen Wärme lag in Max Stimme, völlig emotionslos und kalt hatte er gesprochen. So, als wäre zwischen ihnen nie etwas Besonderes gewesen. Er kämpfte dagegen an wieder in Tränen auszubrechen. Reiß dich zusammen, Mann!

„Max, ich hab das nicht so gemeint. Ich liebe D...“ – „HÖR AUF!“, brüllte Max dazwischen und war aufgesprungen. Mit hochrotem Kopf trat er ganz nah an Markus heran und drängte ihn langsam zurück. Nie hatte der Ruderer Max als bedrohlich empfunden, doch wie er sich nun mit finsterem Gesicht und seinem beeindruckenden Muskelkörper vor ihm aufbaute, sowie sein Gesicht ganz nah an seins brachte, bekam er es doch ein wenig mit der Angst zu tun. Würde er...? Max schnaubte und der Junge roch Alkohol. Er hatte sich betrunken! Deswegen war er auch so aggressiv! Vorsichtshalber wich er zwei Schritte zurück. Stumm standen sie sich mit maßvollem Abstand gegenüber und schauten sich an. Die Luft war zum Schneiden und knisterte förmlich vor Spannung.

 

Nach einer endlos scheinenden Minute, in der keiner etwas sagte, ging Markus traurig zu den Kartons, stapelte die ersten beiden aufeinander und trug sie zum Auto seiner Mutter runter. Genauso verfuhr er mit den restlichen Kartons. Durch den Aufzug war das Ganze eine Sache von kaum 20 Minuten. Als er ein letztes Mal wieder oben angekommen war, stand Max vor der verschlossenen Terrassentür, starrte hinaus und wandte ihm den Rücken zu.

Wie gerne hätte Markus ihn jetzt einfach von hinten umarmt, mit ihm gekuschelt, ihm ganz in Ruhe erklärt, warum er sich so bescheuert verhalten hatte und wie leid es ihm tat. Welche Höllenqualen er seitdem durchlitt und wie sehr er ihn immer noch liebte. Er wollte doch einfach nur seinen liebsten Max wiederhaben! Doch dieser schien dafür nicht empfänglich. Völlig kalt ließ es ihn aber anscheinend auch nicht, sonst hätte er sich nicht so betrunken. Das sah ihm absolut nicht ähnlich. Markus war betrübt, was er durch sein unüberlegtes Verhalten aus diesem starken, absolut geilen, aber gleichzeitig auch lieben und sensiblen Kerl gemacht hatte.

Langsam entfernte er den Wohnungsschlüssel von seinem Schlüsselbund und legte ihn auf den Esstisch. Dann wandte er sich nochmal zu Max: „Es tut mir leid was passiert ist. Du bist immer noch mein Traummann und ich liebe Dich sehr. Vielleicht können wir demnächst ganz in Ruhe und nüchtern über alles reden“, sprach Markus und war froh, dass er diese wichtige Botschaft doch noch überbringen konnte, auch wenn er gerade nur zum breiten Rücken seines Liebsten sprach. Der reagierte erst nicht, doch dann drehte er sich um und ging auf ihn zu. „Nüchtern?“, fragte Max tonlos und sein Blick verfinsterte sich. Markus war verunsichert. Was kam jetzt?

„NÜCHTERN!? DU KLEINER SCHEISSER ERLAUBST DIR EIN URTEIL ÜBER MICH? VERSCHWINDE GEFÄLLIGST! GEH MIR AUS DEN AUGEN!“, keifte Max und seine Stimme überschlug sich. Nein, er wollte Markus einfach nicht mehr sehen! Der Ruderer registrierte, dass der Fitnesstrainer auch diese versöhnlichen Worte in den falschen Hals bekommen hatte. Enttäuscht, hilflos und mit Tränen in den Augen wandte sich der Ruderer zum Gehen. Wenn diese Worte keine beruhigende Wirkung mehr hatten, dann war vielleicht wirklich alles aus...

Doch Max war noch nicht fertig: „UND HIER! NIMM DAS MIT! KANNST DIR DARAUF EINEN RUNTERHOLEN!“, brüllte er und etwas traf Markus hart ins Kreuz, das darauf polternd und klirrend zu Boden fiel. „AUA! SPINNST DU!“, schrie nun auch Markus und wirbelte herum. Vor ihm lag ein zersprungener Bilderrahmen inmitten von Glassplittern. Er bückte sich und hob das Bild auf. Es war ihr Foto. Das erste gemeinsame Bild, das sie von sich aufgenommen hatten. Auf dem sie Beide glücklich Arm in Arm auf der Wiese des Rudervereins gelegen hatten und verliebt in die Kamera schauten.

Zuerst fühlte er Trauer, doch diese machte schnell aufwallender Wut Platz: Der Kerl war ja völlig übergeschnappt! Hätte ihn das Bild am Kopf getroffen, hätte er ernsthaft verletzt werden können! „DU HAST SIE ECHT NICHT MEHR ALLE!“, schrie Markus, ließ das Bild fallen, lief aus der Wohnung und schlug die Tür mit voller Wucht hinter sich zu. Max fluchte laut, schnappte sich das auf dem Esstisch stehende leere Wodkaglas und schmiss es gegen die Wohnungstür, wo es in einer Kaskade aus Scherben zerplatzte. Heulend und völlig fertig sackte Max auf dem Parkettboden seines Wohnzimmers zusammen.

Dienstag

„Na, wie war Mykonos? Warum hast du denn den Kleinen nicht mitgebracht?“, fragte Alex gut gelaunt, als sie sich mit ihren Bikes auf demselben Parkplatz an der Landstraße trafen, an dem er damals Markus vorgestellt worden war . Alex hatte ebenfalls Urlaub und Max sich mit ihm verabredet, um auf andere Gedanken zu kommen. Bei der Erwähnung von Markus verfinsterte sich das Gesicht des Fitnesstrainers kurz, bevor er ein aufgesetztes Lächeln sehen ließ: „Hat keine Zeit heute. Mykonos war toll, die Insel ist immer eine Reise wert“, sagte er knapp. Alex wusste sofort, dass etwas nicht stimmte, dafür kannte er seinen besten Kumpel viel zu gut. Aber er wusste auch, dass es nichts brachte in diesem Moment tiefer zu bohren. Also gab er sich vorerst mit der kargen Antwort zufrieden. Nach kurzer Absprache über die heutige Route fuhren sie los. Alex übernahm die Führung, sie hatten eine ihrer absoluten Lieblingsstrecken ausgewählt. Eine Landstraße, die sich in vielen kleinen und größeren Kurven durch die hügelige Landschaft schlängelte und nur gelegentlich von kleinen Ortschaften gesäumt war.

 

Sie waren bereits eine halbe Stunde in zügigem Tempo unterwegs. Max fuhr immer noch hinter seinem Kumpel, während in ihm die Ungeduld stetig wuchs: Warum fuhr Alex heute so lahmarschig? Hatte der seine Eier zuhause vergessen? Genervt folgte er der roten Ducati Kurve um Kurve und steigerte sich immer mehr in seine Gefühle rein. Mensch, warum bremste der jetzt schon wieder? Die Kurve hätte man locker in voller Fahrt nehmen können! Max schnaubte unter seinem Helm. Eine kurze Gerade öffnete sich nun vor ihnen, an deren Ende eine Linkskurve folgte. Der Kurveneingang kam näher. In Erwartung, dass Alex ihn auch diesmal wieder ausbremsen würde, setzte er zum Überholen an.

Doch Alex verzögerte noch nicht, womit Max kalkuliert hatte, und so musste er mehr Gas geben. Die Aprilia stürmte voran, als plötzlich ein Auto um die Ecke bog und auf derselben Spur schnell näherkam. Schon blitzte die Lichthupe auf, Max musste dringend wieder auf die rechte Straßenseite zurück! Ohne zu schauen, scherte er wieder ein und schnitt dabei Alex auf seiner Ducati. Geistesgegenwärtig hatte der die Szene schnell erfasst und bremste heftig, um nicht mit der Maschine seines Freundes zu kollidieren. Das Auto passierte sie hupend und beide Biker durchfuhren die Linkskurve. Alex fluchte, riss das Gas auf und setzte sich wieder vor die Aprilia. Dann betätigte er den rechten Blinker und bremste seinen Kumpel aus. Sie hielten in der Einmündung eines Feldweges, schnell schwiegen die Motoren. Rund um die baumbestandene Landstraße waren Weiden mit friedlich grasenden Kühen zu sehen, den Horizont begrenzten üppig grüne Mischwälder.

„Was zum Teufel ist los mit Dir? Was sollte dieses Kamikaze-Manöver? Bist du lebensmüde?“, schrie Alex seinen Kumpel an, nachdem sie ihre Helme abgezogen hatten. „Stell Dich doch nicht so an, ich dachte du würdest auch vor dieser Kurve wieder den Anker werfen, um die Maschine um die Ecke zu tragen. So wie heute schon den ganzen Tag. Ist echt peinlich dein Omafahrstil“, gab der Fitnesstrainer unverschämt provokant zurück. „Nicht so anstellen? NICHT SO ANSTELLEN!? Ich hätte stürzen können wegen deines tollen Fahrmanövers!“, brüllte sein Kumpel und trat mit funkelnden Augen an Max heran. „Ist nicht mein Problem, wenn du so unsicher auf deiner Maschine bist. Da solltest du...“

ZACK!

Alex Ohrfeige war wie aus dem Nichts gekommen und als geübter Boxer hatte er verdammt gut getroffen. Max taumelte zurück und schüttelte verwirrt den Kopf. Mit Tränen in den Augen hielt er sich die schmerzende Wange und starrte Alex fassungslos an. Der hielt sich vor Schreck die Hand vor den Mund und bereute sofort seinen besten Freund geschlagen zu haben. Der stand offensichtlich völlig neben sich, irgendwas ganz Schlimmes musste auf Mykonos passiert sein. Irgendwas mit Markus? So wortkarg wie heute Morgen war Max sonst nicht, wenn sie zusammen Biken gingen. Kein flapsiger Spruch, kein Lächeln, nicht mal sein typisches Grinsen hatte er gezeigt.

Alex wollte auf ihn zugehen, ihn umarmen und sich entschuldigen. Doch Max wehrte ihn wortlos ab und ging zurück zu seiner Maschine. Er nahm seinen Helm und wollte ihn sich gerade aufsetzen, als Alex ihn ansprach: „Max, hey! Warte! Es tut mir leid, das wollte ich nicht. Lass uns reden, irgendwas stimmt doch heute ganz und gar nicht mit Dir. Was ist los? Ist was mit Markus?“ Max wirbelte herum und sein hochrotes Gesicht war vor Wut verzerrt. „Nichts ist los! Gar nichts! Lass mich in Ruhe! Ich scheiße auf euch alle!“, schrie er ihn an. Hastig setzte sich der Fitnesstrainer den Helm auf, schwang sich auf die RSV4 und begann sich die Handschuhe überzuziehen. Nochmals versuchte Alex ihn zurückzuhalten, doch erneut schüttelte Max ihn ab. Hektisch startete er seine Maschine und rollte auf die Straße zurück. Dort gab er kräftig Gas und entschwand zügig aus Alex Blickfeld. Der starrte kopfschüttelnd hinterher und beschloss Markus zu fragen, was vorgefallen war. Hoffentlich baute Max jetzt keinen Scheiß!

 

Zornig und mit hochrotem Kopf fuhr Max die weitere Strecke entlang. Alle hatten sich gegen ihn verschworen! Alle! Erst dieser kleine Scheißkerl und jetzt fiel ihm auch noch Alex in den Rücken! Wer brauchte die schon? Mit einem grimmigen Grinsen zog er am Gasgriff und die Maschine beschleunigte auf der Geraden: 110, 130, 145, 170 km/h. Mit einem irren Tempo raste er nun über die spärlich befahrene Landstraße. Wenigstens war ihm das Motorradfahren geblieben. Hier hatte er alles unter Kontrolle und konnte die ganze Scheiße hinter sich lassen. Kein nerviger Schleicher vor ihm, keine Vorhaltungen, kein Gelaber.

Verbissen nahm er Kurve um Kurve, fuhr immer spitzere Linien, anstatt seines sonst üblichen runden und harmonischen Fahrstils. Ließ den Motor an jedem Scheitelpunkt aggressiv aufheulen, hämmerte schließlich mit fast 90 km/h und hoher Drehzahl durch eine Ortschaft, was er sonst nie tun würde. Ein älterer Anwohner brüllte ihm etwas zu und tippte sich an den Kopf. Es war ihm scheißegal. „Verkackter Spießer“, dachte sich Max und ließ seine leistungsstarke Sportmaschine trotzig extra laut aufbrüllen und das Vorderrad steigen, als er den Ortsausgang erreichte.

In hohem Tempo nahm er nun eine Folge von Serpentinen, die sich einen Hügel hinaufschlängelten. Er kannte die Strecke gut und so hatte er keine Mühe die Passage ziemlich flott zu durchfahren. Hinter der letzten Spitzkehre folgte eine kurze Gerade bergauf, dann eine letzte Rechtskurve. Er hatte sich bereits in die Kurve hineingelegt und folgte dem Bogen. Aufgrund seiner ungewöhnlich hohen Geschwindigkeit kam er jedoch der Mittellinie zunehmend näher. Er fluchte und versuchte verbissen noch mehr Schräglage aufzubauen. Doch es reichte nicht, denn die Kurve zog sich noch weiter zu. Eine sogenannte Hundekurve, was dem Fitnesstrainer erst jetzt wieder einfiel. „Scheiße!“, dachte sich Max und griff instinktiv in die Vorderradbremse, um zu verlangsamen. Die Maschine zitterte kurz, dann klappte ihm das Vorderrad nach links weg.

Für einen kurzen Augenblick dachte der Fahrer, dass er das Gleichgewicht wiedererlangen könnte, doch das Unvermeidliche nahm seinen Lauf: Unwiderruflich fiel die Maschine auf die rechte Seite, warf ihn ab und schlitterte zur Außenkurve raus. Wie in Zeitlupe sah Max vor sich die Fußraste, den Auspuff und Teile der Verkleidung Funken sprühend über den Asphalt ratschen und weiße Schleifspuren ziehen. Kleine Plastiktrümmer verteilten sich. Dann krachte die Maschine mit ihrer Restgeschwindigkeit seitlich in die Leitplanke und blieb als trauriges Knäuel aus Metall und Kunststoff liegen.

Max war auf dem Rücken gelandet und schlitterte ein paar Meter unterhalb seiner Maschine ebenfalls auf die Leitplanke zu. Zum Glück war ein zusätzliches Blech vor den Stelzen montiert worden, ein sogenannter Unterfahrschutz, um stürzende Motorradfahrer vor weitaus ernsteren Verletzungen bei Kontakt mit den scharfkantigen Stützen zu bewahren.

Geistesgegenwärtig schaffte es Max seinen Körper ein wenig zur Seite zu drehen und dadurch mit dem Schulterprotektor den größten Teil der Restenergie abzufangen, als er gegen die Leitplanke prallte. Doch sein Kopf nickte nach und fast beiläufig schlug der Helm mit einem dumpfen Geräusch gegen den Stahl. Durch den Schwung fiel Max der Länge nach auf den Rücken und blieb einige Sekunden liegen.

Absolute Stille. Nur sein Puls hämmerte im Kopf.

Dann begann er vorsichtig zu prüfen, ob alles noch heil war: Füße, Beine, Hände, Arme, alles bewegte sich noch und fühlte sich normal an. Doch sein Körper war jetzt ohnehin voller Adrenalin, die Schmerzen würden erst später kommen. Mühsam zog er sich an der Leitplanke hoch und schaute sich um. Max öffnete den Helm und warf ihn hinter die Begrenzung in die Botanik. Er würde sowieso einen Neuen brauchen, dieser hier war hinüber. Der Fitnesstrainer wandte den Blick zu seiner Maschine, die ein paar Meter von ihm entfernt lag. Das Herz wurde ihm schwer, als er seine schnelle Italienerin so jämmerlich auf der Seite liegen sah. Ein feines dunkles Rinnsal sickerte auf die Fahrbahn.

Scheiße, sie verliert Öl! Max stöhnte frustriert auf. Auch das noch! Das hieß wahrscheinlich Totalschaden. Laut brüllte Max seine Wut in den Himmel. Das durfte doch alles nicht wahr sein, so ein beschissener Scheißtag! Dann überrollte ihn eine Woge der Verzweiflung: Markus weg, Alex weg, Motorrad weg. Was machte er jetzt nur? Er konnte und wollte nicht mehr stark sein. Heulend setzte er sich wieder hin und lehnte den Kopf gegen den kühlen Stahl der Leitplanke.

 

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