Hendrik dachte gerne daran, wie frei er sich in Uruguay, in ihrem Camp gefühlt hatte.
Das erste Mal / Sportler / Safer Sex
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1. Teil »Hendrik« Hendrik war der Einzige, der ein Einzelzimmer hatte. Bei dreiundzwanzig Spielern und Bertholds Vorsicht, den Trainerstab nicht zu nah, zu privat an die Spieler heranzulassen, war ja nicht einmal eine Erklärung notwendig, weshalb es dieses Einzelzimmer gab.

 

In Uruguay hatte er keines gehabt, nicht in ihrem Camp. Gut, in den verschiedenen Hotels bei den Spielen hatte es sich einrichten lassen, immer wieder. Genau wie hier.

Hendrik dachte gerne daran, wie frei er sich in Uruguay, in ihrem Camp gefühlt hatte. Die Mannschaft war so gut, so perfekt gewesen, alles war perfekt gewesen. Er war so glücklich gewesen wie selten zuvor.

Die Gedanken waren schmerzhaft, vor allem jetzt, wo es zwei Jahre später vor dem Finale aus war mit dem Traum. Wie so oft zuvor. Warum konnte nicht alles wieder so sein wie damals? Hendrik verglich seine Vorbereitungen in seinen Gedanken manchmal zynisch damit, Rosenblätter zu verstreuen und Sekt in langstielige Gläser zu gießen. Er bereitete sich auf eine intime Zusammenkunft vor, ja, das war wohl richtig. Aber sein Sekt war eine kleine Flasche Wodka, die er in seiner Tasche mit sich trug, damit es nicht auffiel, wenn sie in der Minibar des Hotels fehlen würde. Er trank aus einem der Plastikbecher, die als Zahnputzbecher bereitstanden – aus der Flasche zu trinken hätte es ja nur noch funktioneller, weniger dramatisch gemacht.

Neben der kleinen Flasche lagerte er das Gleitgel. Zwei Dinge, die keiner seiner Teamkameraden jemals sehen durfte, in der Innentasche der Innentasche versteckt.

Hendrik wusste, dass es bald soweit sein würde, und bereitete sich vor, das klare Gel, trotz des warmen, schwülen Wetters, kalt auf seiner Haut. Er bekam Gänsehaut. In Uruguay hatte es nichts Besseres gegeben, als dieses Gefühl.

Sex unter Männern war nun mal kein rein-raus-alles-gut, wenn man am nächsten Tag bereit sein musste, 20 Kilometer zu joggen.

Nie war er dahintergekommen, weshalb es damals vor drei Jahren so oft passiert war – sie hatten so gut gespielt! Er hatte so gut gespielt! Vielleicht war der Druck wirklich so groß gewesen, dass es trotz all ihrer Erfolge notwendig gewesen war. Aber er hatte das nicht vorhergesehen, war nicht vorbereitet gewesen.

Heute wusste er, dass es passieren würde. Und es tat gut, es tat tatsächlich gut.

Nur wenige Minuten später klopfte es. Leise. Er musste wissen, dass Hendrik bereits wartete, dass er nicht schlief. Es war bizarr, dass Hendrik sich darüber freute, dass diese eigentlich erbärmliche Tatsache sie irgendwie miteinander verband. Es war generell bizarr, dass Hendrik sich jedes Mal darüber freute, dass er ihn ausgewählt hatte. Es gab immerhin noch 22 andere.

Hendrik öffnete die Tür, stand nur mehr in Boxershorts vor seinem Trainer. Das sarkastisch anerkennende »Herr Berthold« konnte er sich nicht verkneifen und lachte innerlich über die hirnrissige Ambivalenz seines Verhaltens. Du brauchst deine pubertäre Aufmüpfigkeit nicht mehr auspacken, wenn du dich halbnackt vor deinen Vorgesetzten stellst, damit er dich so sehr rannimmt, dass du alle Fehler, alle Probleme vergisst.

Es schepperte in seinem Kopf, als Stephans Hand seine Wange traf. Das war gar nichts im Vergleich zu einem Kopfball, er hörte die Ohrfeige mehr, als er sie spürte. Die Zweite genauso.

»Zieh dich aus«, waren die ersten Worte des Trainers. Hendrik leistete Folge, wusste, dass Stephan es ihm nicht gleichtun würde. Er behielt seine Klamotten an, bestand aber darauf, dass Hendrik bis zu seinen Socken jedes Kleidungsstück auszog. Vielleicht war das so eine Dominanzsache – aber gebraucht hätte er sie nicht, dachte sich Hendrik. Wenn du einem zehn Zentimeter kleineren Mann erlaubst, dich ins Gesicht zu schlagen und danach Sex mit dir zu haben, dann sind die Dominanzverhältnisse wohl ziemlich geklärt.

Stephan war gut im Bett und Hendrik wusste, dass es erbärmlich war, dass er sich manchmal überlegte, wie es wohl war, wenn Stephan nicht nur nach Befreiung suchte, es stattdessen genießen wollte. Er musste überwältigend sein.

Aber Hendrik reichte es aus, wenn der Ältere seine Hüften packte, manchmal seinen Nacken griff und ihn in die Matratze drückte, ihn festhielt. Es war aufregend und er mochte Sex, wenn nicht gerade komplett trocken und unvorbereitet. Damals als es das erste Mal passiert war, hatte er nichts sagen können, war viel zu verstört und überrascht gewesen, von Stephan, aber auch von sich selbst. Beim zweiten Mal hatte er ihn gebremst, hatte gefragt, ob sie nicht vielleicht... Da hatte Stephan ihn das erste Mal geohrfeigt und Hendrik hätte begreifen sollen, dass er nein sagen sollte.

 

Er hatte nicht nein gesagt, nicht damals und auch kein einziges Mal seitdem.

Stephan sagte ihm nicht, dass er sich aufs Bett legen sollte. Das war ungewöhnlich, normalerweise ging es immer ziemlich schnell, bis er auf allen vieren kniete und sich anbot wie ein Pudel bei einer Hundeschau. Stattdessen sah Stephan ihn an, von oben bis unten. Hendrik dachte darüber nach, ob er sich schämen musste, dass er trotz der Ohrfeigen, trotz der nicht vollständig einvernehmlichen Situation erregt war. Er schämte sich nicht, nicht vor Stephan. Vier Jahre ging es nun schon, da war kein Platz mehr für Scham.

»Aufs Bett«, befahl Stephan dann doch und Hendrik atmete fast erleichtert aus, begab sich in seine gewöhnliche Position.

Er hörte, dass Stephan seine Jeans öffnete, konnte sogar hören, dass er keine Unterwäsche trug. Wahrscheinlich hatte er in seinem Zimmer noch einmal geduscht, seine Haare waren auch noch etwas nass gewesen, und hatte es nicht für notwendig befunden, Unterwäsche zu tragen. Er kam ja nur hierher. Zu ihm.

Eine Hand legte sich auf Hendriks Rücken, drückte zuerst seinen Oberkörper, dann den Rest seines Körpers nach unten, bis er flach auf dem Bett lag. Auch das war ungewöhnlich, eine Stellung, in der sich Hendrik noch nie vor Stephan befunden hatte. Noch ungewöhnlicher war es, wie sehr er Stephans Körper spürte, als dieser sich über ihn beugte. Anstatt wie sonst nur seine Hände, konnte er Stephans Brust immer wieder über seinen Rücken streifen spüren, seine Beine an seinen nackten Oberschenkeln.

Davon abgesehen hatte sich nichts an ihrem Sex geändert, Stephan war hart, schnell. Doch allein diese Berührungen machten Hendrik völlig verrückt, auch wenn Stephans Klamotten ihn von seiner Haut trennten. So hatte er ihn noch nie gespürt, so nah, so intensiv. Ein hartes, geradezu unbeteiligt wirkendes Eindringen. Ein kurzes Schmerz flackerte auf. Dann die Entspannung. Alles war wie immer, alles gut, alles richtig, alles wie erhofft, erwartet, ersehnt.

Hendrik kam, bevor sein Trainer soweit war. Das direkte Reiben an der Matratze, der Druck des muskulösen Körpers über ihm... Er hielt es nicht aus. Nicht eine Berührung durch Stephans oder seine eigene Hand. Er biss in die Ecke eines Kopfkissens, um sein Aufstöhnen zu kaschieren. Vier, nein, fünf Spermastöße breiteten sich unter ihm aus. Verklebten das Laken und seinen Nabel. Bereits jetzt fühlte er sich gut und dabei wusste er, dass der beste Teil noch auf ihn wartete.

Stephan kam, in ihm, kein Kondom, kein Laut. Vielleicht gehörte das zu der Dominanzsache. Hendrik war nur froh, dass Stephan keine sexuell übertragbaren Krankheiten hatte – nach vier Jahren hätte er sie sonst sicher bereits übertragen und Meyer-Wipplich hätte interessante Fragen für ihn gehabt.

Hendrik blieb liegen, spürte nur, wie Stephan sich entfernte, nur um einige Moment später neben ihm auf dem Bett zu liegen. Das hatte damals erst angefangen. Anfangs hatte er sich gedacht, dass Stephan vielleicht ein schlechtes Gewissen hatte, weil es so oft passierte und Hendrik am nächsten Tag beim Training das Gesicht verzog. Als es nach dem Viertelfinale völlig überraschend wieder passiert war – er hatte ja nur das spielentscheidende Tor geschossen! – hatte er Stephan angesehen, als sie so dalagen. Sein Gesicht war stoisch gewesen, weder Ermüdung durch den Sex noch der Grund für seine Frustration noch irgendetwas anderes hatte er in Stephans Gesicht gesehen. Stephan hatte seine Hand gehoben, sie überraschend sanft an Hendriks Wange gelegt und sein Gesicht zur anderen Seite gedreht.

Es war das erste Mal gewesen, dass Hendrik ein unangenehmes Ziehen in seiner Magengegend gespürt hatte. Die Gemeinsamkeit mit dem Trainer, der ihn nach außen hin noch immer nicht wirklich wertschätzen wollte, hatte so gutgetan, es tat ihm weh, dass dieser ihn nicht ansehen wollte, nicht wahrnehmen wollte, dass es Hendrik war, den er gerade gefickt hatte.

Stephan hatte dann begonnen, seinen Rücken zu streicheln. Es fiel ihm wirklich kein besseres Wort ein – er streichelte ihn. Fuhr seine Wirbelsäule auf und ab, legte seine Handfläche auf seine Schulterblätter, seine Hüften. Hendrik war so verwirrt gewesen... Erst später war ihm der Gedanke gekommen, dass Stephan vielleicht gar nicht ihn streichelte. Er war ein sportlicher Mann, genau wie seine Teamkameraden, sah in dieser Position sicher einigen zum Verwechseln ähnlich, besonders wenn sein Gesicht in die andere Richtung gedreht war. Mit jedem Mal vermutete er mehr, dass Stephan wohl lieber in das Zimmer eines anderen Spielers gegangen wäre, aber wie groß war schon die Wahrscheinlichkeit, dass ein Nationalspieler sich von seinem Trainer ficken ließ und keinem davon erzählte? Vielleicht erklärte es auch Stephans Wut, die Hendrik so oft nicht nachvollziehen konnte, besonders wenn die Mannschaft doch eigentlich gut gespielt hatte.

Stephan wollte wohl mit jemand anderem in diesem Bett liegen – aber Hendrik war der Einzige, der bei aller Aufmüpfigkeit eine solche Autoritätsfurcht und solch ein Geltungsbedürfnis vor dem Trainer hatte, dass er wohl alles getan hätte. Er versuchte von da an, so viel wie möglich zur Seite zu sehen, legte sich nach dem Sex immer so hin, dass Stephan sein Gesicht nicht sah.

Auch diesmal musste Hendrik nicht lange warten, bis die Berührungen begannen. Besonders seinen Nacken streichelte Stephan, bemerkte wohl, wie verspannt er war, nachdem er diese Misere von der Tribüne aus hatte beobachten müssen. Es war purer Genuss, er hatte so gut gelernt, auszublenden, dass es Stephan nicht um ihn ging, dass der Ältere seine eigenen Bedürfnisse, einen anderen Mann so zu berühren, befriedigte. Es machte ihm nichts mehr aus. Er genoss jede Sekunde, jeden harten Stoß in seinen Arsch, jedes Kommando, jedes Streicheln, jede Berührung.

Das Turnier war vorbei, es würde dauern, bis er Stephan wiedersehen würde. Es war das vorerst letzte Mal, dass er ihn spüren würde und so versuchte Hendrik, all das in sich aufzusaugen, sich genau auf jede Bewegung zu konzentrieren. Er vertiefte sich so sehr, dass er spürte, wie sich Gänsehaut auf seinem Rücken ausbreitete. Stephan fuhr seine Wirbelsäule entlang, immer tiefer, immer tiefer und Hendrik konnte nicht verhindern, dass ihm ein Stöhnen entfuhr. Es war so gut, so gut...

Stephan stoppte. Hendrik spürte wieder das sinkende Gefühl in seinem Magen, spürte, wie sein Herz begann schneller zu klopfen. Das war noch nicht passiert. Abgesehen von heute war er bereits zuvor ein paar Mal gekommen, während sie Sex hatten, aber Stephan hatte es nie kommentiert, Hendrik wusste nicht, ob er es überhaupt bemerkt hatte. Er hatte noch nie deutlich gemacht, dass er das zwischen ihnen mochte – es war ja auch bizarr! Er fragt sich, ob Stephan je darüber nachgedacht hatte, ob Hendrik den Sex mochte. Ihm musste wohl klar sein, dass es nicht zwingend angenehm war, geohrfeigt zu werden, aber Hendrik hatte das immer hingenommen, für all das andere. Stephan musste doch fast wissen, dass es ihm gefiel – warum sonst sagte er nie nein? Es konnte ihn doch nicht derart überraschen, dass Hendrik nun ein einziges Mal zeigte, wie sehr er diese Berührungen genoss! Mit einer ebenso überraschend sanften Geste wie damals vor drei Jahren spürte Hendrik, wie Stephan seinen Kopf auf die andere Seite drehte. Er sah ihn an.

»Ich werde zurücktreten«, sprach Stephan leise.

Hendrik hatte das befürchtet, war sich jedoch nicht sicher, weshalb Stephan diesen Moment wählte, um ihm die Nachricht zu überbringen. Das hätte sicher auch bis zur Verkündung vor der Mannschaft warten können.

»Ich weiß nicht, was danach kommen wird«, setzte Stephan fort. »Aber ich will, dass das hier wieder passiert.« Hendriks Puls rastete aus, er konnte vor lauter Rauschen in seinen Ohren kaum begreifen, was Stephan gesagt hatte.

»Egal wie, egal wo. Ich will, dass das wieder passiert.«

 

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