Finn wusste, schon als junger Teenager, dass er schwul war.
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Er nannte es sein dunkles Geheimnis. Genau wie diese RTL Nachmittag-Sendung. Genauso bescheuert wie diese schlecht geschriebenen Idioten kam er sich auch vor.

 

Angefangen hatte das Ganze in Paysandú, nach dem Spiel gegen Nigeria. Er hatte vor dem Abflug gemerkt, dass Hendrik ein Einzelzimmer gehabt hatte.

Er selbst hatte sich mit Nico Schneider ein Zimmer geteilt, aus praktischen Gründen. Sie kannten sich; gut sogar. Mit ihnen war es unkompliziert, angenehm, gewohnt. Weinzehr, der Manager hatte sie gern zusammen, zumindest auf begrenzte Zeit, denn er wusste, dass Finn seinen Kollegen trotz allem nur bedingt lang ertragen konnte.

Viele weitere Gedanken hatte er sich nicht gemacht, aber es war ihm komisch aufgefallen. Zurück im Camp waren sie wieder in ihre „WGs“ zurückgekehrt. Je zwei von ihnen teilten sich einen Gang, ein Bad, hatten mehr oder weniger ein Doppelzimmer mit einer Wand zwischen den zwei Betten. Zu Beginn hatte es ihn etwas gewundert, dass er sich seine kleine Wohnung mit Hendrik teilte, hatte eher gedacht, dass Florian Schnell sein Zimmergenosse werden würde. Immerhin wusste Weinzehr, dass Florian sein Ruhepol war.

Hendrik war kein Problem für ihn, er hatte sich eigentlich nie so recht für ihn interessiert, er war eben ein Kollege, der gewöhnlich für die andere Mannschaft spielte und auf dem Feld fast so weit weg von ihm stand, wie es nur ging.

Hübsch war er, sehr sogar, das konnte Finn ihm nicht absprechen.

Aber es gab einige attraktive Kollegen im Nationalteam, das Hendrik etwas attraktiver war als die meisten, fiel ihm also auch eigentlich länger nicht so recht auf. Anders war es natürlich, seit ihre Zimmer nebeneinanderlagen und er Hendrik öfter mal durch den Türbogen – Türen verstießen offenbar gegen die Hauptregel Nummer 1, Teamgeist um jeden Preis – in sein Zimmer gehen sah. Vor allem nach dem Duschen.

Finn wusste, seit er 11 Jahre alt gewesen war, dass er schwul war. Er hatte also früh gelernt, dass er in der Kabine seine Augen abzuwenden hatte, ansonsten hätten jugendliche Hormone ihn sicher in einige unschöne Situationen gebracht. Aber wenn er so auf seinem Bett lag und Fernsehen guckte und Hendrik einfach nackt daneben vorbeilief... Er war ja nun auch kein Mönch, da musste er ja fast hingucken.

Er war wirklich ein extrem hübscher Kerl, dieser Hendrik, mit einem begehrenswerten Körper. Finn hatte noch nie mit jemandem wie Hendrik geschlafen, so einen Körper angefasst. Die Vorstellung begleitete ihn häufiger, wenn er sich unter der Dusche einen runterholte. Er schämte sich dafür nicht, immerhin tat er niemandem weh. Aber wenn Hendrik am Strand sein Shirt auszog und Finn aus Gewohnheit hinsah, dann war es ihm unangenehm. Er sah bei keinem anderen hin und das er es bei Hendrik tat, das störte ihn.

Und so war es eben auch gekommen, dass er in Paysandú hingesehen hatte, als er die offene Tür bemerkt hatte. Hendrik war dabei, seine Sachen zu packen, und Finn hatte das einzelne Bett bemerkt.

Der Jüngere war aufgeschreckt, als er Finn in der Tür bemerkt hatte, als hätte er ihn bei irgendetwas erwischt.

»Ist etwas?«, fragte Hendrik ihn gereizt.

Finn lächelte. Immer wenn Hendrik gereizt war, wurde er selbst ruhig. Er war sich bewusst, dass er sicher arrogant wirkte, aber Hendrik war süß, wenn er sich aufregte, wenn er wütend wurde.

»Nein, wollte nur gucken, ob du Hilfe brauchst oder so«, entgegnete er ruhig und deutete auf Hendriks Sporttasche.

»Das kann ich grade noch selbst«, brummte dieser, während er die Tasche selbst packte und sich aufrichtete. Als er vor Finn stand und ihn ansah, merkte der Ältere, wie dem anderen der Wind aus den Segeln genommen war. Finn wusste, dass sein Lächeln entwaffnend war.

»Sorry, habe nicht besonders geschlafen. War nicht bös‘ gemeint.« Viele ihrer Gespräche verliefen so. Hendrik war patzig wie ein Fünfzehnjähriger, Finn reagierte zu wenig darauf und Hendrik ruderte zurück. Es störte ihn aber nicht, er gewöhnte sich an Hendrik und seine Art, verbrachte eigentlich ganz gern Zeit mit ihm.

Dann kam Rivera. Finn war sensibilisiert und achtete bereits beim Weg in sein Hotelzimmer darauf, wie Hendrik untergebracht war.

 

Einzelzimmer. Wieder.

Finn war sich nicht sicher, ob Hendrik vielleicht einfach keinen von ihnen so richtig mochte und deshalb vor den Spielen niemanden ertragen wollte. Aber zumindest seine Teutonen musste er ja mögen. Er hatte das Gefühl, dass irgendetwas dahinterstecken musste.

Nach dem Spiel ließ ihn der Gedanke nicht mehr los. Sie hatten die Süd- Korea besiegt, trotz des ganzen Media-Humbugs von Nichtangriffspakten und solchen Dingen, Nico hatte seinen Job gemacht. Es war zwar spät gewesen, zumindest für seinen Geschmack, aber alles war gut gegangen. Hendrik war trotzdem angespannt geblieben, obwohl er gut gespielt hatte. Finn musste endlich rausfinden, was er nach den Spielen machte und warum er dafür ein Einzelzimmer verdiente.

Barfuß tappte er über den Gang. Der Rest der Mannschaft war bereits auf den Zimmern, es war auch schon mitten in der Nacht. Vor Hendriks Zimmer blieb er stehen, trat näher bis er sein Ohr an das gepresste Holz legen konnte. Er kam sich bescheuert vor, aber die Neugierde übermannte ihn, als wäre er zehn Jahre alt. Zuerst hörte er nichts, befürchtete, dass die Tür vielleicht zu dick, zu dicht war.

Doch dann! Finn hatte in seinem Leben erbärmlich selten Sex gehabt. Als Jugendlicher hatte er einen Freund gehabt, bevor sich irgendwer so richtig für ihn interessiert hatte. David. Aber sie waren erst dreizehn gewesen, sie hatten sich angefasst wie verrückt, eines Tages hatten sie sich sogar bis zum Oralsex vorgetraut, aber so richtig Sex? Finn hatte sich getrennt, bevor es soweit gewesen war. Sein Coach hatte gesagt, dass er auf sich aufpassen sollte, wenn er vorhatte, Profifußballer zu werden. Finn hatte schon damals gewusst, was mit „aufpassen“ gemeint war.

Später hatte er immer mal wieder mit gesichtslosen Männern verkehrt, besonders im Ausland. Sein erstes Mal Analsex war zwar gut, aber nicht so weltbewegend gewesen, wie er vermutet hatte. Doch er mochte es, er mochte Sex. Viel zu sehr, dafür, dass er bereits seit fast zwei Jahren keinen mehr gehabt hatte.

Aber diese Geräusche? Das erkannte sogar Finn.

Hendrik hatte Sex in seinem kostbaren Einzelzimmer.

Ließ es Weinzehr ernsthaft zu, dass der Teutone ein Einzelzimmer bekam, um Sex mit seiner Freundin zu haben? Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Wann war Doro überhaupt gekommen? Vor dem Spiel oder danach hatte er sie nicht gesehen.

Doch dann! Finn hörte Hendriks Stimme. Oder zumindest dachte er, es war Hendriks Stimme, bis er eine andere Stimme hörte – ebenfalls tief, männlich.

Hendrik hatte Sex mit einem anderen Mann in seinem verdammten Einzelzimmer! Hendrik hatte Sex mit Männern! „Du schwule Sau“, murmelte Finn, bevor er einen Schritt zurücktrat. Er hatte gehört, was er hören wollte.

Hendrik bekam ein Einzelzimmer, um Sex mit Männern zu haben.

Warum bekam er kein Einzelzimmer, um Sex mit Männern zu haben? Tausend Gedanken flogen durch seinen Kopf. War es ein anderer Spieler, mit dem Hendrik da drin war? War es einer der Teutonen? Achim? Dirk? Jan? Aber dann hätten die sich doch genauso gut ein Zimmer teilen können.

Dann hätten sie danach sogar schmusen können! War es jemand aus dem Betreuerteam? Er konnte sich das beim besten Willen nicht vorstellen. Wer denn? Rose? Berthold? Weinzehr? Meyer- Wipplich? Finn lachte fast auf. Nein, es musste ein Fremder sein. Vielleicht hatte Hendrik sich vor jemandem aus dem Trainerstab geoutet, hatte um besondere Bedingungen gebeten, um seinen Freund zu sehen, heimlich.

Finn konnte es nicht glauben. Seit Jahren schlug er sich damit herum, hatte so oft blaue Eier gehabt, weil er sich nicht traute, auf die schmeichelhaften Blicke anderer Männer zu reagieren. Seit Jahren hielt er sich zurück, war der brave Profifußballer, hatte immer mal wieder Alibifreundinnen, mit denen er versuchte, Sex zu haben, und scheiterte dabei so peinlich, dass nur ihr Mitleid sie davon abhielt, ihn an alle Welt zu verraten.

Hendrik! Ausgerechnet Hendrik bekam ein Einzelzimmer, um andere Männer zu vögeln! Konnte er nicht ihn vögeln wollen? Finn war offen, mit dem Teutonen Sex zu haben, wenn er nur überhaupt endlich mal wieder Sex haben konnte.

Er war angespannt, als sie zurück in ihrer WG waren. Er konnte Hendrik kaum ins Gesicht sehen, weil die Wut in ihm hochkochte. Er war so lange brav gewesen und dann kriegte jemand wie Hendrik all das, was er immer wollte? Umbringen wollte er ihn und irgendwo wollte er heulen. Hendrik war ein wirklich hübscher Kerl, er hatte bestimmt einen ähnlich attraktiven Freund, mit dem er bestimmt schon lange zusammen war. Doro war sicher seine beste Freundin, die schon lange sein Geheimnis hütete.

Hendrik war sicher verdammt glücklich mit seinem Scheiß- Einzelzimmer.

»Alles okay mit dir?«, riss die Stimme seines momentanen Feindbildes Finn aus diesen Gedanken.

Er drehte sich um, sah in diese hübschen braunen Augen. Umbringen war es wirklich nicht. Er fand Hendrik nicht so schlimm, er hätte nur so gern auch dieses Einzelzimmer gehabt. Es war ja nicht Hendriks Schuld.

»Du stehst schon, seit wir angekommen sind hier. Dachte schon, du bist eingefroren«, witzelte der Jüngere und Finn zwang sich ein Lächeln auf.

»Alles gut, bin in Gedanken gewesen«, entgegnete er und bemerkte zum ersten Mal, dass er dem Blick des anderen nicht standhalten konnte. Es zog in seiner Brust. »Sagst du mir seinen Namen?« Hendrik sah ihn an. Neutral. Aber irgendwo konnte Finn einen Funken Panik erkennen, nur einen Funken.

»Wovon redest du?« »Ich wundere mich nur, wie er heißt...«, murmelte Finn, wandte sich im gleichen Moment ab, wollte seinen Kollegen nicht sehen, wollte sich nicht vorstellen, wie seine Augen beim Gedanken an seinen Freund mit Liebe, mit Zuneigung glänzen würden. »Weißt du, ich...« Er sollte es nicht wissen. Es ging ihn auch irgendwo nichts an. Er sollte sich lieber freuen, und wenn es ein schwuler Nationalspieler schaffte, glücklich zu sein, dann schafften es vielleicht auch zwei. Vielleicht sollte er sich outen, vor irgendjemandem, vielleicht konnte er auch irgendwie etwas Ähnliches haben.

»Vergiss es, Hendrik. Ich rede wie ein Idiot, bin irgendwie komisch drauf heute«, redete er sich raus, zwang das Lächeln wieder hervor. »Ist alles gut.« Auch wenn in ihm drin eigentlich gar nichts gut war. Und deshalb saß er nun schon wieder vor dem Einzelzimmer, hörte den beiden Männern darin beim Sex zu. Sein dunkles Geheimnis war eher rosarot mit pinken Schleifen und so erbärmlich schwul, dass er sich danach nicht einmal einen runterholen konnte.

 

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