Er wollte schreien, weinen, gegen die Wand oder in sein Kissen schlagen vor lauter Wut.
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3. Teil »Finn« Die Niederlage schmerzte in jeder Faser seines Körpers. Finn hatte nicht damit gerechnet, war sich so sicher gewesen, dass sie trotz ihrer Verluste innerhalb des Teams stark genug waren, die Italiener zu schlagen. Er war sich so sicher gewesen.

 

Er wollte schreien, weinen, gegen die Wand oder in sein Kissen schlagen vor lauter Wut. Stattdessen saß er auf dem leicht muffig riechenden Teppichboden und lauschte nach Schritten.

Hendriks Freund war mit in Italien. Finn hatte nicht widerstehen können, hatte sie wie damals in Uruguay belauscht. Nach zwei Jahren hatte Finn sich zwar damit abgefunden, dass so ein Arrangement für ihn wohl unerreichbar war – immerhin hätte er dafür erst einmal einen Mann kennen lernen müssen – aber das half ihm nicht dabei, diese Sehnsucht auch zu verkraften, die gleichzeitig am erträglichsten und am schmerzhaftesten war, wenn er seinem Teamkollegen beim Sex zuhörte.

Der Freund schlief nie bei Hendrik. Sicher war es zu gefährlich, dass jemand ihn vielleicht sehen könnte, wenn er morgens das Zimmer verließ. Stattdessen kam er erst spät nachts und verschwand, nachdem sie einige Zeit miteinander verbracht hatten, wieder in der Dunkelheit der Nacht. Finn wollte noch immer so gerne wissen, wie er hieß. In seiner Vorstellung war es ein Henry – Hendrik und Henry, das klang gut. Vielleicht auch ein Benjamin oder ein Jens. Aber Henry gefiel ihm am besten. Oft stellte er sich vor, wie Hendrik seinen Henry wohl kennen gelernt hatte. Ob sie sich wohl schon in der Jugend kennen gelernt hatten? Ob Henry auch Fußball spielte oder gespielt hatte? Lebten sie zusammen? Hatten sie eine WG mit Doro, aus der Hendrik für die Öffentlichkeit Händchen haltend mit Doro raushüpfte, während er in der Nacht in das Bett eines anderen Mannes stieg? Finn hätte so gern mehr gewusst, er war selten so neugierig gewesen.

Nach seiner Entdeckung in Uruguay hatte er es nur noch ein einziges Mal probiert. Er hatte sich gedacht, dass er vielleicht wenigstens mit Hendrik befreundet sein konnte. Immerhin verband sie ein Punkt, den sie vermutlich beide mit niemand anderem aus der Mannschaft teilten. Vielleicht konnte Hendrik ein guter Ansprechpartner für ihn werden, ihm vielleicht sogar helfen, auch endlich mal den Mut zu haben, jemanden kennen zu lernen.

Hendrik war ihn angefahren, als er in seinem Türbogen gestanden war und sich motivieren wollte, etwas Unverfängliches über seine Lippen zu bringen. Magst du mit fernschauen? Wollen wir zusammen joggen gehen? Wie wär’s, wenn wir gemeinsam Elfer üben morgen? Er war mit einem Mal nervös gewesen, hatte auch nicht erwartet gehabt, dass Hendrik mit nacktem Oberkörper auf seinem Bett liegen würde.

Hendrik war so ein attraktiver Kerl und je mehr Finn sich daran gewöhnte, hinzusehen, desto schwieriger wurde es für ihn, sich nicht zu ihm hingezogen zu fühlen. Er dachte darüber nach, wie es sich wohl anfühlte, wenn er neben Hendrik liegen würde, nichts Verwerfliches, einfach nur neben ihm liegen, vielleicht den Kopf an seine Brust legen.

»Gibt’s was?«, hatte Hendrik seine Vorstellungen unterbrochen. Finn rang nach Worten – hatte er nicht gerade noch Ideen gehabt? Irgendwas mit Training? Hendrik hatte entnervt aufgestöhnt und sein Handy auf den Nachttisch geknallt.

»Sag mal, bist du schwul oder was? Hör auf, mich so anzuglotzen, was soll das denn?« In Finn brodelte die Wut auf, gesellte sich zu seinem klopfenden Herzen und seiner Scham darüber, dass Hendrik ihn schwul genannt hatte. Er fühlte sich ertappt, ganz egal, ob der Jüngere das ernst gemeint hatte.

»Was laberst du? Du bist derjenige, der sein Scheiß-Handy nicht mal auf lautlos stellen kann, alle zwei Minuten vibriert das Scheiß-Ding. Wenn das nicht endlich aufhört, hau ich’s aus dem Fenster!« Und so schnell sie gekommen war, so schnell war die Wut bereits gegessen gewesen und Finn war mit einem Mal traurig geworden. Er wusste ja, dass Hendrik Männer mochte und es sicher einmal genossen hatte, wenn ein anderer Mann ihn so ansah, wie Finn ihn offenbar angesehen hatte. Wenn er wirklich vermutete, dass Finn ihn gerne ansah, warum reagierte er dann so schroff? Für einen Moment dachte er darüber nach, ob er sich vielleicht doch geirrt hatte, aber er hatte noch sehr gut in Erinnerung, dass er erst wenige Tage zuvor die zwei Männerstimmen gehört hatte, das Stöhnen, die Geräusche...

Hendrik war wohl einfach nicht daran interessiert, Finn aus seiner verklemmten Schwuchtelwelt herauszuhelfen. Warum sollte er es auch sein? Immerhin hatte er Henry und brauchte sich keine Gedanken um andere Männer zu machen.

Da hörte er sie! Schritte! Finn hatte sich ein Ziel gesetzt. Er würde jedes Risiko eingehen und würde hinschauen. Normalerweise wartete er, bis er sich sicher war, dass die Hotelzimmertür hinter Henry geschlossen war. Aber was hatte er zu verlieren? Seine Frustration über die EM, über sein peinliches Privatleben, all das kochte so hoch, dass es begann, ihm egal zu werden, ob Hendrik erfuhr, dass er von ihm und Henry wusste.

Vorsichtig beugte Finn sich vor, lugte um die Ecke des Ganges. Es leuchtete nur mehr die Nachtbeleuchtung, die den Flur in ein gedämmtes, weiches Licht badete, in seiner Ecke war weit und breit keine Lampe. Vielleicht war er sicher, vielleicht würde er nicht einmal auffliegen und trotzdem erfahren, wie Henry aussah, was für ein Mann es war, mit dem sich Hendrik ein Bett teilte.

Fast hätte er sich selbst verraten, als er comicartig seine Hand vor den Mund schlug.

Stephan Berthold ging leise auf Hendriks Zimmertür zu, klopfte kaum hörbar gegen das Holz. Finn konnte es nicht fassen. Seine Gedanken überschlugen sich. Konnte das wahr sein? Konnte Hendrik mit Stephan Berthold... Nein, das war unmöglich. Sicher kam Berthold nur wegen des Spiels oder irgendetwas anderem vorbei.

Er rannte fast bis zur Tür des Abwehrspielers, nachdem sie sich geschlossen hatte. Sein Ohr presste er gegen das Holz, das sein Nacken sofort begann, sich zu beklagen. Aber er musste es hören – alles.

Und das Universum meinte es gut mit Finn, die Tür war nicht besonders gut isoliert, er hörte, wie Hendrik „Herr Berthold“ sagte.

Und dann? Finn schrak zurück. Ein schallendes Geräusch. Da! Noch einmal! Er schluckte schwer. Hatte da drin gerade einer der Männer den anderen geschlagen? Finn konnte es sich nicht anders erklären, es hatte 1-A nach einer Ohrfeige geklungen und dann noch einmal! Ob Hendrik Berthold? Nein, das konnte nicht sein. Aber der Bundestrainer? Das passte so überhaupt nicht zu Berthold. Warum sollte er Hendrik eine pfeffern? Warum sollte Hendrik das zulassen? Es war still im Zimmer, wer auch immer es gewesen war, der andere wehrte sich nicht.

»Zieh dich aus«, hörte er dann, eindeutig von Stephan Berthold.

Stephan Berthold war es, mit dem Hendrik in seinem Einzelzimmer Sex hatte. Stephan Berthold hatte Hendrik eine runtergehauen. Stephan Berthold fickte offenbar Hendrik seit zwei Jahren in diesen Hotelzimmern! In Finns Vorstellung war es immer Hendrik gewesen, der aktiv war. Er war so ein dominanter Mann, Finn war nie auf den Gedanken gekommen, dass Hendrik derjenige war, der einsteckte. Und offenbar nicht nur in sexueller Hinsicht! Hendrik ließ sich schlagen! Von ihrem Bundestrainer! Ihr Bundestrainer fickte Hendrik ...

Es dauerte nicht lange, bis er die ihm bekannten Geräusche hörte. Er hatte Hendrik und... Nein, nicht Henry, sondern Stephan. Er hatte den beiden so oft beim Sex zugehört, er wusste, wie es klang. Warum hatte er nie zuvor gehört, dass Hendriks Partner ihn schlug? Warum hatte er diesen markanten saarländischen Dialekt seines Trainers nie zuvor erkannt? Er verbrachte so viel Zeit mit Berthold, wie konnte er das nicht bemerkt haben? Er konnte es einfach nicht fassen.

Ein Teil von Finn wollte gehen. Jetzt, wo er wusste, dass er nicht nur einem Teammitglied beim Sex zuhörte, sondern zwei, kam er sich mit einem Mal noch dreckiger vor, als er es zuvor schon getan hatte. Der zweite Teil – und dieser hatte zum Glück das Ruder in der Hand – hätte nicht für eine Million seinen Platz vor Hendriks Zimmertür aufgegeben. Er wusste, was er zu tun hatte. Er wusste, dass er mit Hendrik reden musste.

 

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