Familienleben oder Lukas? Abschluss der Serie.
Romantik
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(5)„Grüß Gott, hier spricht Huber von der Polizeiinspektion 16, am Hauptbahnhof München. Sind Sie der Vater von Hannes Sebastian, geboren am 31.12.2008 ?“

 

„Ja, bin ich“

„Dann würd ich Sie bitten, das Bürschchen bei uns abzuholen, der sitzt hier mit sechs seiner Kameraden und Kameradinnen seit heute Mittag wegen Sachbeschädigung, Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, Beamtenbeleidigung und Körperverletzung“

„Bin in 45 Minuten da“

Lukas war halbnackt durch die Hintertür des Wagens hinaus gestolpert, um sich schnellstmöglich seinen Anzug anzuziehen, er richtete sich die Haare im Seitenspiegel und ahnte wohl an meiner Reaktion am Telefon, dass etwas Gravierendes nicht stimmte.

„Fährst du bitte zum Hauptbahnhof München? Ich muss Hannes abholen von der Polizei“

Er fuhr baldigst zurück auf die Autobahn.

„Körperverletzung, Drogen, Beamtenbeleidigung, Sachbeschädigung“ informierte ich Lukas während der Fahrt.

„Wie alt ist Hannes?“fragte Lukas.

„Fünfzehn. Ich war neunzehn, als ich das erste mal Vater wurde.“ Ich sah nachdenklich aus dem Fenster. Dem Vergangenheitsdreck wollte ich damals schnellstmöglich eine heile Familie entgegensetzen und es waren schöne Jahre und auf meinem Schmutz wuchs eine Familie heran, die auf jeden Unbeteiligten bilderbuchhaft gewirkt haben muss.

So war zwar die Freude der Schwiegereltern über das erste Enkelkind sehr groß, aber gleichzeitig wuchs die Enttäuschung über den Sonderpädagogen Schwiegersohn und Vater des ersten Enkel, der die Baufirma seines Schwiegervaters nie würde übernehmen können. Aber da war ja noch mein ältesten Sohn, Hannes, der Hoffnungsträger als Nachfolger der Baufirma. Johannes war musisch und melancholisch und Manipulator genug, mit der Hoffnung seines Großvaters finanzielle Zugaben heraus zu handeln. Er fuhr mit zu grossen Bauaufträgen, hörte sich jede umfassende Erläuterung zu Bauvorhaben interessiert an, um dann im Anschluss seinem Bedürfnis nach einem neuen Gaming Monitor Ausdruck zu verleihen.

Mein Handy klingelte, es war Charlotte, sie schien bereits über das Vorkommnis durch die Polizei informiert worden zu sein.

„Bastian, ich kann nicht kommen, Jonas bekommt gerade die Zahnspange montiert und Fabi ist bei mir.“

„Macht doch nichts, ich bin doch eh unterwegs“ sagte ich, als sie tief durch das Telefon seufzte und knapp und angespannt fortfuhr

„Meine Eltern sind vor 30 Minuten auch losgefahren“

Ich wurde innerhalb von Sekunden so unfassbar wütend, dass es mich fast vergiftete.

„Bist du komplett bescheuert?“ es kam mir nur noch aggressives Zischen zwischen meinen Lippen hervor, alles andere wäre ein vernichtendes Brüllen geworden.

„Was soll denn der Scheiss? Familientreffen auf der Polizeistation? Die ersten Anzeigen des Kindes gemeinsam feiern!? Schööööön! Ich bring Kuchen mit! Kannst du irgendwas in deinem Leben mit fünfunddreissig Jahren alleine und kompetent lösen?“

Während ich mich in meinen wütenden Spott hineinsteigerte, weil mich die Absurdität der Situation auf ein hohes Level der Aggression beförderte, versuchte sie mir die ganze Zeit etwas zu sagen, bis sie sich mein Gehör verschaffte, indem sie mir einen Satz durchs Telefon in mein Ohr brülle: „Hannes hat sie selbst angerufen, nicht ich, du ......!“ sie verbiss sich den „Idioten“, den sie mich am liebsten genannt hätte und dann war Stille,...auf Wut und Aggression stapelte sich oben auf Enttäuschung, Schwärze, Ablehnung, als sie weiter und ruhig ausführte...

„...Hannes hat sie selbst angerufen. Bevor er das Handy abgeben musste. Er hat das organisiert, nur die Polizeibeamten bestanden darauf, dass ein Erziehungsberechtigter zum Abholen kommen muss,..“

Zu allem Überfluss war ihre Stimme von Bedauern und Mitgefühl gefärbt, weil sie genau erahnte, wie sehr sich diese Tatsache unangenehm, schmerzhaft in meinen Magen bohren würde. Und dann hasste ich mich, weil ich einen Mann fickte und das war wie die Büchse der Pandora öffnen, alles darin eingeschlossene drängte ins Außen, zerstörte den Rest dessen, was man noch hätte reparieren können.

„Bastian,...bist du noch dran?“ fragte Charlotte.

 

„Ich werd das regeln, wir treffen uns Zuhause“ sagte ich trocken und beendete das Gespräch, bevor sie etwas entgegnen konnte.

Lukas steuerte den Wagen, registrierte meine betrübte Stimmungen, meine durch Selbstvorwürfe verursachte Anspannung. Als er am Seitenstreifen vor der Polizeistation parkte, sah er mich ernst an, griff meine Hand liebevoll, ich zog sie weg.

„Ich such einen Parkplatz, soll ich dann draußen warten, oder mitkommen?“ Er griff nochmal meine Hand, als ich nicht sofort reagierte, drückte sie „Hey!“ bis ich ihn ansah.

„Fahr einfach“ sagte ich kalt, ich würde schon irgendwie zurück kommen, wollte die Autotüre öffnen, da hielt er mich am Oberarm fest.

Er sah mich sprachlos und geschlagen an, drückte meinen Oberarm nochmal fester, als wolle er mich wecken, oder zur Besinnung bringen.

„Ich such jetzt einen Parkplatz, und dann komme ich nach“ er sah mich aus besorgten, alarmierten, nicht zwinkernden Augen an.

„Okay, dann ,..lass los“ ich stieg aus.

Aus dem Haupteingang der Polizeistation kamen mir bekannte Eltern entgegen, sie umarmten ihre Tochter, die bitterlich weinte, sie trug die schwarz gefärbten Haare zu zwei Knödeln, um den Kopf ein leichter Verband, ihr Augen Make up war verschmiert, trug ein bauchfreies Top und ne weite Skaterhose, Vans und ihr Vater trug ihr Skateboard unter dem Arm.

Rechts und links wurde sie von ihren Eltern gestützt, sie sprachen beruhigend auf sie ein. Wir grüßten uns knapp, kannten uns nur oberflächlich von Schulveranstaltungen und über die Freundschaft der Kinder.

„Hannes wollte mich nur beschützen“ schluchzte sie laut, als sie mich erkannte.

„Glauben Sie denen kein Wort, der Sicherheitsdienst war voll brutal“ die Eltern führten sie weiter durch den Hauptausgang hinaus, vier bis fünf Treppenstufen hinab, beruhigten sie, als sie mir nachrief

„Es ist alles auf Hannes Handy“

Ich sah ihr kurz verwirrt nach, war gar nicht in der Lage ihre Aussagen treffend zusammen zu setzen, aber das, was ich gesehen und gehört hatte, verstärkte meine Sorge ungemein.

Ich begab mich zum Polizeitresen, stellte mich vor, zeigte meinen Ausweis und eine Beamtin führte mich in ein Einzelzimmer, wo Hannes mit einem Beamten gegenüber an einem Tisch saß, dieser hatte den Laptop aufgeklappt vor sich auf dem Tisch.

Hannes saß geknickt da, Ellbogen auf Knie, ließ den Kopf hängen, sein Gesicht gezeichnet mit aufgeplatzter Lippe und geplatzter Augenbraue, drückte sich einen Kühlbeutel abwechselnd auf Lippe und Augenbraue. Er wich meinen strengen Blick aus, ließ den Kopf hängen und starrte Löcher in den Linoleum Boden. Er trug meinen alten schwarzen Fred Perry Pullover aus meiner Skater und Grunge Jugendzeit, Cargos mit vielen aufgesetzten Taschen und Vans, Beanie, schwarz lackierte Fingernägel und sein selbstgestochenes Nasenpiercing, weiße Perlenkette um den Hals, lange Kreuzohrringe baumelten unter seiner kurzen Mütze hervor.

Ich sah sein Skateboard neben ihm an der Wand lehnen.

„Ich bin Herr Huber, zuständig für diese Angelegenheit“ stellte sich der Beamte mir vor, bevor ich auf Johannes reagieren konnte.

„Was hat er angestellt?“

„Nehmen Sie bitte Platz“ er schob einen Stuhl neben sich, damit ich in den Laptop blicken konnte. Hannes saß mir gegenüber, belauerte mich verstohlen.

Der Beamte zeigte mir an seinem Laptop Aufnahmen von Graffiti mit Hannes Signatur. Ich erkannte sie sofort, er malte und skizzierte sie früher oft an seinem IPad. Seine Kunstwerke befanden sich auf Zügen, betonierten Bahnübergängen, gefliesten Unterführungen, hatten was von Pop Art, ähnlich Keith Haring, fliegende Fische und Menschen mit Wolkenköpfen.

Ich sah beeindruckt zu ihm rüber, nickte anerkennend mit dem Kopf.

Er hob den Kopf leicht, als wär er nicht sicher, meine anerkennende Gestik richtig gedeutet zu haben.

„Der Sicherheitsdienst des Bahnhofs hat die Gruppe aufgespürt, auf frischer Tat zerschlagen, es ist zu einer Schlägerei gekommen, aber da widersprechen sich die Zeugenaussagen noch, ein Sicherheitsbeamter musste notärztlich versorgt werden, dem hat er eine leere Glasflasche auf den Kopf geschlagen. Bei der Durchsuchung seiner persönlichen Gegenstände wurden 38 Gramm Marihuana in seinem Rucksack beschlagnahmt und 5 Montana Black Sprühdosen die sich eindeutig zuordnen lassen,...“

 

„Wieso ist er so lädiert?“ fragte ich den Beamten.

„Er ist der Meinung, Kollegen des Sicherheitsdienstes hätten seine Freundin misshandelt und dann gabs a bissl an Zwergenaufstand bei der Festnahme, ..“ der Beamte nickte seinen Worten folgend streng in Hannes Richtung und fuhr fort

„,....Beamtenbeleidigung vom Feinsten, Hurensohn und solche Gschichtn,..“

„Digga, drei Bullen waren auf ihr, einer hat ihr voll den Kopf auf den Boden geknallt“ sagte Hannes, sah mich das erste Mal richtig an, er war von der ganzen Aufregung erschlagen mit einem kleinen Rest Kampfgeist.

Der Beamte zog die Augenbrauen hoch und tat so, als hätte er schlecht gehört. Er deutete auf sein Ohr

„Was hab ich gehört?“

„Polizei“ sagte Hannes widerstrebend.

„Die Handys sind erst mal beschlagnahmt als Beweismittel für die Ermittlungen.

Er war auch dumm genug, seine Kunstwerke in sozialen Netzwerken zu teilen. Das wird nicht wenig, was da zusammenkommt wegen gemeinschaftlicher Sachbeschädigung. Ich mach Ihnen die Unterlagen fertig dann können sie ihn mit nach Hause nehmen“

Der Beamte verließ den Raum. Ich sah mir sein lädiertes Gesicht an, er ließ es widerwillig zu.

Vielleicht war es auch ein schlechter Zeitpunkt, stolz auf den eigenen Sohn zu sein, während er sich mit vier Anzeigen im Polizeigewahrsam befand, aber durch unseren wenigen Kontakt in den vergangenen acht Monaten fiel mir erst jetzt auf, wie reif er geworden war. Er hatte schon fast meine Statur, und künstlerisches Talent, einen eigenen Willen, eine starke Persönlichkeit.

Ich umarmte ihn, küsste ihn auf seine Mütze, wollte ihm zeigen, dass ich zu ihm stand. Er ließ sich passiv umarmen, so passiv, dass ich mich erschreckte und gleich von ihm löste.

„Wir kriegen das hin“ sagte ich und nach einer kurzen nachdenklichen Pause gestand ich ein „Ich hab vieles falsch gemacht“

„Laber mich nicht pädagogisch voll“ sagte er genervt, wandte sich ab.

Ich packte ihn an der Schulter, drehte ihn um und bevor ich ihm meine Autorität um die Ohren hauen konnte, zischte er wütend

„Ja, du machst alles falsch! Du denkst, wir sollen Scheisse fressen, nur, weil du scheisse gefressen hast,...“ Die begleitende Abscheu seiner Aussage entwaffnete mich fast und er starrte mir noch dummdreist in die Augen.

„Ich werde dafür sorgen, dass dein alter Flaschengeist dir nicht mehr jeden Wunsch von den Augen abliest und in den Ferien wirst du bei mir arbeiten, die ganzen zwei Wochen“

Meinen wütenden Blick hielt er gelassen stand und kaum war das Wort Flaschengeist ausgesprochen, ging die Tür des Zimmers auf und Erna und Josef, die Schwiegereltern, traten aufgeregt herein. Eigentlich wollten sie Hannes packen und umarmen, aber hielten ein, als sie mich sahen, blieben vor mir und Hannes stehen unschlüssig, verunsichert.

Erna überreichte Hannes eine kleine, weiße Papiertüte mit“ apple“ Logo darauf und erklärte mir, der die Geste ungläubig und schockiert verfolgte

„Weißt du, Bastian, die haben ihm doch des Handy einkassiert, aber des brauch er doch für des TikTok „(*social media)

„Gib das Handy zurück“ sagte ich zu Hannes, der offensichtlich mit sich kämpfte.

„Sofort!“ Hannes stöhnte genervt „Digga,...“ und gab Erna die Tüte zurück.

„Ein halbes Jahr hast du dich einen Dreck um ihn geschert“ baute sich Josef mit drohenden Zeigefinger vor mir auf.

„Dafür hast du ja gesorgt“ sagte ich wütend zurück.

„Er soll ja nur wieder telefonisch erreichbar sein ,..“ sagte Erna mit vernünftigen Ton und sah mich bittend an.

„Er ist alt genug, er kann kiffen, er kann sich einen Ring in die Nase stechen, er kann Züge anmalen, er hat ne große Fresse, dann soll er ohne Handy klar kommen“ sagte ich den beiden gegenüber stehend, Hannes stand hinter mir, wütend auf mich.

„Der kommt jetzt mit uns“ schrie Josef wütend, und wollte an mir vorbei nach Hannes greifen, ich stieß seine Hand weg, gröber als geplant, war kurz davor, ihn am Kragen zu packen, um mich für alles zu bedanken, was ich in den letzten Jahren geschluckt hatte.

 

„Er hat uns angerufen, wir sind nicht umsonst eine Stunde hierher gfahrn“ schrie Josef weiter.

Alarmiert durch die Lautstärke kam der Beamte Huber zurück ins Zimmer, hatte die Unterlagen und Flyer von Drogenberatungsstellen dabei.

Lukas kam durch die Tür herein, wollte sagen, dass er lange nach einen Parkplatz gesucht hatte, aber verstummte sofort, als er die angespannte Stimmung im Raum wahrnahm, stellte sich an den Rand, machte sich unsichtbar.

„Fragen wir ihn doch, was er will, er ist doch alt genug!“ schrie Josef aufgeregt in mein Gesicht.

„Fahr nach Hause“ sagte ich wütend zu meinem Schwiegervater und wir starrten uns gegenseitig erbost an, so, dass sich der Polizist Huber vorsorglich zwischen uns drängte.

„Wenn das hier weiter eskaliert, dann machen wir hier gleich generationsübergreifend mit den Anzeigen weiter“ Er übergab mir die Unterlagen und Josef drehte sich wütend, fluchend um, machte auf den Absatz kehrt, Erna stürmten ihm hinterher aus dem Zimmer.

Lukas hatte seine Hände in die Hüfte gestemmt, sein grünes, linkes Auge zuckte, als er mich ansah. Und dann blieben wir kurz alleine zu dritt in dem Raum zurück. Ich, 34 Jahre alt, geschiedener und angeschwulter Familienvater, sexuell und allgemein orientierungsloser denn je in meinem Leben. Lukas, mit Licht und lateinischen Geheimnissen, anziehend, begehrenswert, appetitlich, immer optimistisch und Hannes, vollgestopft mit zerbrechlichen Träumen, grün hinter den Ohren, sah aus fast wie ein Mann, war tapsig wie ein Welpe, verschwendete sich an die Jugend.

„Das ist Lukas, ein Arbeitskollege“ stellte ich Hannes und Lukas einander vor, die beiden schüttelten sich die Hand, Lukas verfolgte mich mit fragenden, enttäuschten, verletzten Augen. „Ja, genau,....ein Arbeitskollege“ wiederholte er meine Aussage langsam, so, als wär ihm schwindlig dabei.

Auf der gut einstündigen Rückfahrt, von der Polizeistation in mein ehemaliges Familiennest herrschte eine angespannte Unruhe im Auto.

Lukas Kiefermuskeln hüpften angespannt sichtbar in seinem Seitenprofil, er hielt das Lenkrad so fest umklammert, dass seine Knöcheln weiß hervortraten.

„Kann ich mal dein Handy haben?“ fragte mich Hannes von der Rückbank.

„Warum?“

„Ich will schnell auf insta“ (*social media)

„Nein“

„Du bist so scheisse, Digga, echt!“ fluchte Hannes von hinten in mein Ohr. Ich drehte mich wütend zu ihm um, bis er die Arme verschränkte und in den dunkel werdenden Spätnachmittag hinausblickte.

MBux schnelle Festplatten Navigation führte uns über intelligente Routen aus München in die kleine Vorstadt meines ehemaligen Familienlebens zurück. Vorbei am verkehrsberuhigten Bereich über den Kreisverkehr die Häuser entlang zu unserem am Ende der Straße, ein modernes Einfamilienhaus mit Holzfassade. Lukas parkte und Hannes stieg sofort aus, knallte die Tür des Autos sehr laut zu und lief dramatisch ins Haus, Treppe hoch, ein weiteres Tür knallen folgte, als er sich in seinem Jugendzimmer verschanzte.

Jonas und Fabian liefen aus dem Haus mit Socken und sprangen mich an zur Begrüßung, bis ich jeweils einen von ihnen unter meinen Arm hatte.

„Schau mal“ Jonas riss den Mund auf, zeigte mir seine neue Zahnspange.

„Wow, sieht gut aus“ Lukas sah sich die Situation an, zwei Meter hinter mir, neben seinem Mercedes, eine Hand in der Hosentasche.

„Schau mal, ich hab nen rosa Ring bekommen beim Zahnarzt“ sagte der Kleinste und zeigte mir seine kleine Hand mit goldfarbenen Ring mit Rosa Plastikstein.

„Das war nicht beim Zahnarzt, das war beim Kieferorthopäden“ korrigierte ihn Jonas.

„Der ist echt hübsch, der Ring“ sagte ich, drehte mich mit den Jungs unter dem Arm zu Lukas um. „ Das ist Lukas“ , die zwei winkten und begrüßten ihn, er nickte ihnen freundlich zu.

„Komm rein Lukas“ sagte ich zu ihm, als ich Richtung Eingang ging. Lukas zögerte, er schnaufte augenscheinlich tief in den Bauch, sah mir sehr ernst in die Augen.

„Eine rauchen“ ich deutete mit meinem Kopf Richtung Eingang. Er gab sich einen Ruck, es wirkte aber eher so, als hätte er diese Entscheidung aus Höflichkeit getroffen.

 

Er folgte mir ins Haus, wo ich die beiden Jungs aufs Sofa warf. Charlotte saß lesend am Küchentisch, als sie uns erblickte. Sie trug ihre Lesebrille, die Jeans, die ich besonders mochte, an ihr, so eine helle, die ihren Hintern betonte, dazu einen schwarzen Rolli, in die Jeans gesteckt, barfuß mit roten Fußnägeln, offenen, langen blonden, duftenden Haaren. Ich hatte beinahe vergessen, wie schön sie war.

„Hey“ sagte sie, legte das Buch beiseite und stand auf, um uns entgegen zu gehen.

„Ich bin Charlotte Sebastian“ Lukas begrüßte sie mit Küsschen rechts und links, ihren Ellbogen zärtlich umfassend, als er sich bei ihr vorstellte.

Nur ich konnte sehen, das zartrosa Erröten, das ihr übers Gesicht huschte. Sie küsste mich lange auf den Mund zur Begrüßung. Die Kinder klapperten mit ihren Lego Kisten, vier Meter entfernt im offenen Wohnzimmerbereich. Aus Hannes Jugendzimmer drängten gedämpfte Basstöne hinunter zu uns ins Erdgeschoss, wahrscheinlich saß er am PC um ne Story zu seiner Festnahme zu machen, was ihm den Respekt und Anerkennung seiner ganzen Wohlstands Babos (*Anführer, Gangster) einbringen würde.

„Woher kennt ihr euch?“ fragte Charlotte unbekümmert „Jemand Kaffee?“ ging zurück in die Küche und wir folgten ihr, Lukas zog seinen Blazer aus, hängte ihn über eine Stuhllehne.

„Das ist der Psychologe, der mir aufs Auge gedrückt wurde“ sagte ich, sah ihn an, als ich gegenüber ihm am großen Esstisch Platz nahm, er krempelte gerade sorgfältig seine Ärmel des Hemdes hoch zum Ellbogen.

„Einen Psychologen kannst du wirklich brauchen“ sagte sie trocken, mit dem Rücken zu uns gewandt, am Kaffeeautomaten.

Ich lehnte mich lässig zurück, Beine überschlagen, sah ihn an, dieses männliche Schmuckstück, er kannte diese begehrlichen Blicke meinerseits schon, Augen, die ihn abscannten Zentimeter für Zentimeter, er gab sich betont unbeeindruckt, ignorierte meine anzüglichen Blicke auf ihn.

„Er ist ein hoffnungsloser Fall“ sagte er tonlos mit ernsten, kritischen, fast kampfbereiten Blick in meine Augen. Ich runzelte fragend die Stirn, er ignorierte mich.

Charlotte verteilte den Kaffee, bevor sie sich neben mich setzte, sehr eng, eine Hand zwischen meine Oberschenkel der übereinander geschlagenen Beine schob, das machte sie immer mit ihren kalten Händen, das war zu einer unbewussten Geste zwischen uns geworden. Lukas musterte uns hinter einer ruhigen, versteckt aufgebrausten Fassade.

„Ich finde, er hat sich schon etwas zum Bessern geändert seit dem Trennungsjahr“ sprach Charlotte unbekümmert und offen weiter „Vielleicht kannst du ihn wieder familientauglich therapieren?“ sie strahlte Lukas an, der aus seinem Kaffeebecher nippte und mich mit einem Blick über den Kaffeebecher Rand bedachte, der sich wie ein Dolch in meinen Bauch bohrte “Wenn er das will“, setzte seine Tasse ab. Charlotte schob mir ihre zweite kalte Hand zwischen meine Oberschenkel. Sie hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass ich diese Familie nicht mehr wollen würde.

„Eine ungewöhnliche Erscheinung für einen Psychologen“ sagte Charlotte, als sie seine tätowierten Unterarme betrachtete, ihre Hände aus meinen Oberschenkeln zog, um ihren Kaffee zu trinken.

„...ja, ich mag den revolutionären Kubismus“

Seinen Rücken kannte nur ich, sein Rücken in Latein mit den breiten Schultern, damals im Wald, im Regen, sein schöner Hintern war zu erahnen unter der Jeans, aber übertraf nackt all meine Erwartungen, er ließ sich so hart von mir ficken. Von mir, der nicht so zärtlich war, wie er es verdient gehabt hätte.

„Und warum nur Masken?“ fragte sie ihn. Ich streichelte ihren Rücken, als sie ihn ins Verhör nahm, mir war er ja immer erfolgreich ausgewichen, hier mit Charlotte war er zu sehr an seine höfliche Etikette gebunden, als ausweichen zu können.

Sein Auge zwinkerte stark, er rieb es mit dem Zeigefinger.

„Ausdruck einer Sehnsucht nach Tiefe“ antwortete er knapp, und deutete anschließend mit seiner Körpersprache an, aufbrechen zu wollen.

 

„Das klingt soooo schöööön“ seufzte Charlotte, blieb verträumt bei der Betrachtung seiner kubistischen, bunten Unterarme hängen. Lukas lächelte sie höflich an.

„Wir gehen raus, eine rauchen“ sagte ich entschlossen und stand auf.

Durch einen schmalen Flur, am Gäste WC vorbei ging es durch eine schmale Schiebetür hinaus in den Garten, es war bereits dunkel geworden, ein Bewegungsmelder sorgte für schwaches Licht, als wir auf der Holzterrasse standen. Ich suchte unter abgedeckten Gartenmöbel den Aschenbecher und stellte ihn auf ein Fensterbrett. Ich zündete ihm eine an und gab sie ihm, danach mir.

„Was bin ich eigentlich für dich?“ fragte Lukas mich, mit unruhigen Augen, die mich nicht entkommen ließen. Er fragte es so, als wäre die Frage schon lange in seinen Gedanken entworfen und abgespeichert, aber als habe bisher die Gelegenheit zum Aussprechen gefehlt. Wir standen uns mit wenig Abstand gegenüber.

„Wie meinst du das?“

„Du weißt genau, was ich meine“ er wandte sich ab, atmete so schwer, als lägen ihm betonschwere Steine im Bauch.

„Soll ich dir einen Heiratsantrag machen, oder was?“ ich bereute meine Aussage in exakt dem Moment, in dem ich sie aussprach.

Lukas schüttelte hoffnungslos den Kopf, sah mit zusammengepressten Lippen in den dunklen Himmel, er war wütend, sah mir aufrecht in die Augen mit einem neuen Blick, einem Blick, der mir einmal durch die Eingeweide mixte und seine quälende Sehnsucht preisgab.

„Willst du mich nur ficken und schön blasen lassen? Ist das alles, was du willst?“ er sagte das im aufgebrachten, aber leisen, ruhigen Ton.

„Eine Schwuchtel zum Zeitvertreib, ein Homofürst, ein warmer Bruder,...“ er blies den Rauch seitlich weg „...wie hast du mich noch genannt?“ Er bezog sich auf das Gespräch im Auto, nach dem erfolgreichen Termin im Landratsamt, als ich wissen wollte, ob er schon immer schwul war oder nicht

„Das war nur Spaß“ sagte ich, drückte die Zigarette früher als nötig im Aschenbecher aus, um seinen durchdringenden Blick zu entgehen und hätte mir am liebsten eine Neue angemacht, weil ich würde nie so über meine Gefühle sprechen können, wie er und ich würde nie meine Gefühle so vertreten können.

Das waren sie ja, die unangenehmsten Berührungspunkte unserer Verbindung.

Ich bemerkte sehr wohl seine bestürzten, feuchten Augen und wie er mit hohem Einsatz darum bemüht war, seine Fassung zu bewahren.

„Du hast Angst“ stellte er fest.

„Nein“

„Angst vor Schwul sein“ die Aussage traf mich unerwartet.

„Ich bin nicht schwul“

„Versteck dich, Bastian, dein Leben lang“ Er drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus.

„Es reicht jetzt“ fuhr ich ihn an. Er hatte lang genug mit meinen wunden Punkten gespielt. Er nahm den Blazer wieder an sich, den er auf dem abgedeckten Gartentisch abgelegt hatte, zog ihn an, suchte nach dem Autoschlüssel in seiner Hosentasche, wollte an mir vorbei, ich packte ihn am Unterarm, hielt ihn fest, standen uns gleich groß gegenüber, fremd und nah.

„Du hast mich angemacht, nicht ich dich, als ich ganz unten am Boden war, als ich eine Ruine war. Mit deinen psychologischen Tricks hast du meine schwache Lage ausgenutzt“

Er stand wie ein geohrfeigter Schuljunge vor mir, als ich zu Ende führte „Ohne dich hätte ich schon längst mein altes Leben zurück.“

Heiss liefen sie hinunter nach innen, unsichtbar für Aussen, aber ich spürte sie heiß hinter den Augen, hinunterlaufen zur Kehle, stauten sich im Hals zu einem Kloß.

Er sah mich fassungslos an. Auch wenn es schon dunkel war und nur schwaches Licht brannte, hing ihm ne kleine Träne im linken, zuckenden Auge, die er schnell wegrieb, so wie er das Zucken immer wegrieb aus dem grünen Auge.

„Denkst du das wirklich?“ seine Schultern sanken nach unten.

Nein, ich meinte es nicht so, erhoffte mir, er würde das erkennen, hinter meiner Selbstsabotage. Alles „Schwule“ zwischen uns schob ich ihm in die Schuhe, übergab ich seiner Verantwortung. Er war ein aufrichtiger Mann, einer, ohne Schatten, mit gesunden Wurzeln, wusste zwar viel von den Wunden anderer, aber jetzt war er selbst ein zutiefst verletzter Mensch mit plagenden Sehnsüchten

 

„Es tut mir leid, dass du so denkst,...“ sagte er ruhig, und langsam, schluckte einen zähen Bissen hinunter und sah mich aus leidgeprüften Augen an „ ...aber ich liebe dich so sehr, dass es mich quält“ Sein letzte Satz bevor er seinen Arm aus meinem Griff zog, mit eiligen Schritten durch den Garten mein Zuhause verließ, hörte das Gartentor sich quietschend öffnen und schließen und dann seinen Mercedes davon fahren.

Ich blieb zurück, spürte seinen Arm noch in meiner Hand und alle Gefühle versammelten sich heiß brodelnd und kochten über, ließen sich nicht mehr drinnen behalten, egal, wie sehr ich mich anstrengte. Ich liebte ihn, es war, als würden wir uns schon Jahrzehnte kennen, er setzte meiner Dunkelheit sein Licht entgegen.

Ich ging hinter das Gartenhaus, im Schutz der Dunkelheit, ließ mich an der Holzwand hinunter zu Boden und presste meine Fäuste abwechselnd auf Augen und Mund, erstickte jedes Tränen vergießen, versuchte abzuwarten, bis mein malträtiertes Herz tauber wurde. Ich saß eine Stunde da, bevor ich mich beruhigt hatte, und meine Herzschmerzen nachließen und ich aufstehen konnte, ganz steif vom Sitzen in der Frühlingskälte.

Ich knipste das Licht an im Haus, alle waren ins Bett gegangen, da lag noch Lego auf dem Boden und ihr Buch auf dem Esstisch. Ich sah in den Spiegel, als ich mir die Zähne putzte. Wer sah aus meinen Augen zurück? Ein Schwuler. Ein Bisexueller. Ein Familienvater. Ein Heterosexueller. Ich weiß nicht, wer du bist, sagte ich gedanklich zu meinem Spiegelbild. Ich wusch mein Gesicht und eine nasse und kalte Erkenntnis, ergoss sich zugleich ins Gesicht und in meinem Kopf

„Du bist nicht das was zu zeigst, du bist das, was du verbirgst „

‚Du hast dich zusammengenommen, aber kannst nicht mehr durchhalten‘, jetzt suchte ich eine Antwort auf das, was ich war und stand vor der verstümmelten Wahrheit.

Es war ein Uhr nachts, als ich mir Charlottes Autoschlüssel nahm, ihr eine kleine Notiz hinterließ und zum Therapeutischen Zentrum fuhr. Es war eine innere Vorahnung, die mir signalisierte, wenn ich bis zum nächsten Morgen warten würde, wäre es zu spät und ich hätte mir das Leben in Tarnung wieder schön geredet.

Es war zwischen zwei und drei Uhr nachts als ich ankam.

Ich war so erleichtert, sein Auto auf dem Parkplatz zu sehen. Ich lief durch den dunklen Park, vorbei an den Therapie Häusern, Richtung Seminarhaus. Lukas hatte auf meine Anrufe und Nachrichten nicht reagiert.

Im Seminarhaus angekommen, stand die Türe auf zu seiner Wohnung, am Ende des Flurs.

Nur meinem instinktiven Kompass war ich bis hierher gefolgt, und alles andere folgte keinem Plan, keiner Vorausüberlegung, das wurde mir jetzt erst bewusst, als ich an der geöffneten Eingangstüre seiner Wohnung stehen blieb.

Mein Blick fiel gegenüber auf das große Bett vor einem Panorama Fenster mit Lamellenvorhang, darauf stand seine große Sporttasche, die er eilig packte, trug noch die Anzughose und sein Oberkörper frei. Er stopfte seine Kleidung unordentlich in die Tasche, seine Rückenmuskulatur bewegte den lateinischen Text, er bemerkte mich nicht.

Ich wollte mich gerade bemerkbar machen, als er sich Richtung Bad drehte, um weitere Dinge zu holen und mich dabei am Türrahmen bemerkte. Er hielt inne, wirkte leider nicht so erfreut, wie ich es mir gewünscht hätte.

„Was hast du vor?“ fragte ich ihn, einfach um irgendetwas zu sagen.

„Wonach sieht’s aus?“ Er klang distanziert, ließ mich stehen, wie einen ungebetenen Gast und fuhr damit fort, seine Sachen aus den Winkeln der Wohnung zur Bettmitte zusammenzutragen. Das was fehlte, waren die richtigen Worte in dieser pechschwarzen Nacht um 2:30 Uhr und da waren Erinnerungen, die ich nicht verbleichen lassen wollte. Weil die Situation gerade so lärmend war, war mein Schweigen zu stark und Lukas bot mir auch nur sein schweigendes Echo an. Ich sah ja, was er dachte, was er fühlte, und hatte außer Schweigen nichts anzubieten und ersetze meine Sprachlosigkeit, indem ich zu ihm ging, vor das Bett, mich vor ihm stellte, in seine zweifarbigen Augen sah, griff nach seiner Hand, hielt sie in meinen beiden Händen, seine zärtliche Hand, er ließ es widerstrebend geschehen, beobachtete mich mit zermarternden Augen.

 

Ich roch den ganzen Tagesstaub an ihm, die ganzen Ereignisse eines Tages, er hätte sich bestimmt noch duschen wollen, bevor er davon gefahren wäre und ich hätte ihn gesucht am nächsten Morgen,....ich fand keine Worte, als ich einen Blick in seinen wagte. Wir sahen uns an mit aufgeschürften Wunden und einen Schimmer Hoffnung hinter aufgetürmter Trostlosigkeit, gleichermaßen erschlagen von gegenseitig unerfüllten Erwartungen.

Ich rieb meine Wange an seine, weil er meinen Kuss ausgewichen war, sein sanfter, holzig grüner Duft, sein warmer, harter, zeitloser Männerkörper,....seine unterschätzte Zerbrechlichkeit. Er strotzte meinem Annäherungsversuch, schien entschlossen, seine Festung zu verteidigen.

„Fahr nicht“ ich sah ihm in die Augen, er zog seine Hand aus meinen Händen, ging etwas zurück, sah mich an aus einer Mischung aus Mitgefühl und Ausweglosigkeit.

„Lukas...“ ich umarmte ihn einfach, er wehrte sich, das hinderte mich nicht daran, dann stieß er mich grob weg mit traurigen Augen, er atmete tief durch.

„Geh einfach“ fuhr sich mit der Hand über den Mund. Seine Reaktion fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht.

Er gefror zu Stein, wie eine undurchdringliche Maske, ich prallte ab. Ich wollte nicht gehen, ich wollte zärtlich zu ihm sein, meinen Ehering ablegen. Er sah mich mit Bedauern an, das schmerzte, es war diese Art von getarnten Mitgefühl, unter dem sich Mitleid verbarg. Er stand ja nur einen Meter weg von mir, dennoch unerreichbar. Dieses unangenehme Voreinanderstehen und in den Blicken des anderen nach Lösung zu lauern, war schwer auszuhalten. Mit der Situation wollte ich mich nicht abfinden, allerdings wollte ich seinen Widerstand auch nicht brachial beenden, als ich einen letzten Versuch unternahm und ihn umarmte, überzeugend stark genug, um ihm zu zeigen, dass er mich diesmal nicht los wurde und zärtlich genug, mir eine letzte Chance zur Wiedergutmachung zu geben.

Es gibt ja verschiedene Arten des Ringen. Das Ringen als Nahkampfsportart, mit dem Ziel den Gegner aus dem Stand zu Boden zu ringen, bis beide Schultern den Boden berühren und das Ringen als besondere Anstrengung, um etwas bekommen, und aus dieser Mischung bestehend rang ich mit ihm, während er sich wand unter meinem Griff. Wir waren beide gleichstark, gleich groß, das Ringen konnte also nur derjenige verlieren, der der Schwächere war und das war Lukas, denn hinter seinem körperlichen Widerstand kämpfte er zusätzlich gegen seine Gefühle. Ich registrierte seine wachsende Schwäche, als ich ihn fest umarmte, seinen bebenden Oberkörper spürte an meinem, beide außer Atem, und irgendwann endlich widerstandslos. Meine Anspannung und Kraft entließ ich aus dem Griff und aus dem Kampf war eine zärtliche Umarmung geworden, ich küsste ihn hinter das Ohr, den Hals seitlich hinunter, er gab mir seinen Mund, schmeckte nach Zahnpasta und seine herbe, holzig grüne Tagesnote in meiner Nase und in meinen Armen ein warmer, harter Männerkörper und das verbotene, erregende Gefühl, einen Mann so unversehens nahe zu sein. Er zerrte mir mein Oberteil über den Kopf.

„Mein ganzes Leben ist so schwul, es wird so verdammt schwer sein, dich zu integrieren“ stöhnte er in meinen Mund, während er mir in den Schritt griff und mich steif massierte.

„Bin eh mehr so Einzelgänger...“ antwortete ich, zwischen dem Küssen „....du musst mich nicht integrieren“

„Ein paar meiner Freunde werden dich ‚Schätzchen‘ nennen,...“ Anscheinend hatte er sich schon in früheren Überlegungen sorgenvolle Gedanken darüber gemacht, wie er sein Leben mit meinem verbinden würde und auf welche Herausforderungen dies stoßen würde.

„Das hasse ich abgrundtief, ich hasse Verniedlichungen“ zwischen Küssen und Streicheln, Hosen öffnen begaben wir uns zum großen Doppelbett, fanden uns darin wieder.

Manchmal hielt ich inne, wenn mich die pulsierende Lust Strömung erfasste, und durch die Gegenwart schleuderte und versuchte langsamer zu werden, als könnte ich was dazu beitragen den Moment unendlich zu machen.

 

Diese Gedanken waren zugedeckt mit seinen warmen Atem, unseren reibenden Münder aufeinander, Händen, die meine Jeans herunter zerrten, meinen Schwanz so zärtlich und fordernd umgriffen, als wär es seiner und selbst die zweifelnden Gedanken waren verschollen und weggefegt, als sich schwul richtig anfühlte mit ihm.

„Dein Hintern gehört jetzt mir“ und mein Schwanz wird es bald wärmer haben als in seiner wichsenden Hand. Er hielt mein Gesicht, küsst mich auf den Mund, schaut mich mit dunklen, geweiteten Pupillen voller unverhohlener Begierde an, dreht sich auf den Bauch. Ich wollte seinen Hintern in seiner gesamten Pracht sehen, er hob sich besonders anziehend von seinem restlichen tätowierten Körper ab. Gemächlich, um ihn weiter zu reizen, strich ich mit den Fingerspitzen über seine Schenkel, Kniekehlen und Waden, wiederhole das Muster. Dieser Hintern gehörte mir.

„Ich will in deine Augen sehen, wenn ich dich ficke“

Lukas drehte sich um auf den Rücken „Wenn du meinen Rücken nicht lesen kannst, wie willst du meine Augen lesen?“ Er wichste sich, so wie ich meinen Ständer. Lasziv und sexy lag er neben mir. „Wenn du danach noch die Augen offen halten kannst, erzählst du mir von dem Text“ Er nickte. Er schnappte nach Luft und keuchte als ich mir seinen schönen, dicken Ständer in den Mund schob und mit speichelnassen Fingern an seinem Anus spielte. In meinem Mund war seine wachsende Größe spürbar und ihm entfuhren laute Lusttöne, er verzog das Gesicht, bis er sich wieder entspannte und stoßweise atmete. Da lagen wir, im gierigen Hunger aufeinander, der uns mit der letzten Energie für einen überfrachteten Tag versorgte, und ein Teil von Lukas in meinem Mund, und ihn blasen, war wie mich blasen, ihm gefiel, was mir gefiel. Ich beobachtete mit Freude seine hingegebene, verträumte Abwesenheit und ich fühle mich von einer Liebe durchströmt, die ich in dieser Intensität das letzte Mal empfunden hatte, als ich meine Blondine aus der Oberklasse erobert hatte. So wie mein Gesicht in ihrem Schoß versank, versank es nun in seinem, und meine Finger in ihm spielten sich mit meinen Mund ein, und eigentlich wäre ich jetzt einsatzbereit gewesen, aber dazu musste ich Lukas aus seinen Traum wecken, ich konnte nicht ewig steif bleiben.

„Ich komm gleich“ sagte er mit einer fernen Stimme und geschlossenen Augen, „...darf ich in deinen Mu-....“ mit schmunzelnden Mundwinkeln in Erwartung meiner Verneinung.

„Nein“ unterbrach ich ihn.

„Du machst das so gut“ schwärmte er „wie ein Naturschwuler“ und dann wand er sich unter meiner Zunge, presste, knetete mit seinen Finger seine Brust Piercings. Ich erhöhte den Druck in seinen Anus, dehnte ihn, umfing ihn mit meinen Mund eng. Sein zuckernder Unterleib brachte mich fast stellvertretend zum Zerbersten, er wollte mich warnen, sein Schuss ging wohl auch für ihn unkontrolliert los. Plötzlich schob er meinen Kopf von sich, als er sich mehrmals in seine Hand ergoss. Ich zog meine drei Finger aus ihm. Im Mund noch sein Geschmack, entfernte ein hartnäckiges Schamhaar aus meinem Mund, und sah ihm dabei zu, wie er sich den Anus mit seinem Sperma einrieb und das wurde höchste Zeit, weil meine Steifheit nachließ, ich wichste mich neben ihm liegend. Er streichelte mich am Oberkörper, biss in meine Brustwarzen, sah mich unwiderstehlich an, griff nach unten und stimulierte meine Hoden, ging mit der Zunge hinunter.

„Nicht blasen“ sagte ich „sonst komm ich“ streichelte seinen Kopf, fuhr ihm durch die Haare. Er schob sich ein dickes Kissen unter sein Becken, spreizte die Beine, zog mich am Nacken zu seinen Mund, und wir küssten uns feucht, als ich mich in ihm stieß, seine Hände krallten sich meinen Hintern und ich versank in seinen grün und blauen Augen mit jedem Stoßen tiefer.

„Bastian,....“ berührte zärtlich meine Wange mit seiner Hand. „Du bist der Erste, den ich aufrichtig liebe“ und dann schloss er die Augen, entzog sich meinen Blick, presste sich meinen Stößen entgegen und ich war beeindruckt von der Verletzlichkeit, mit der er sich mir preisgab und als würde ich dadurch Hilfestellung erfahren, rutschte es mir heraus, das, nachdem sich Charlotte in unserer Ehe vergeblich verzehrt hatte.“Ich liebe dich“

Ich fiel zuckend auf ihn, kraftlos sprudelte es aus mir in ihn hinein, unsere Oberkörper in enger Umarmung, seine Beine umschlungen meine Hüfte, Hände die mir den Kopf kraulten und mein Gesicht an seinem Hals, sog seinen Geruch ein. So wollte ich einschlafen, zusammengesteckt mit einem gleich starken Gefährten und Lukas erzählte mir vom lateinischen Text auf seinem Rücken.

„Selbstwerdung ist die Herstellung von Authentizität“ seine Haare kitzelten in meiner Nase, als er mir das schläfrig und gähnend ins Ohr sagte „....dazu brauch man eine vorausgegangene, zerstörte Identität“ sagte er weiter. Ich war so müde.

„ Achill und Priam, stellen in unterschiedliche Weise das tragische Scheitern verschiedener Tugendbereiche dar, die Aristoteles das ethische und dianoethische Scheitern nennt, weißt du was das heißt ?“

„Nein“ murmelte ich schläfrig in seine Haare.

„Willst du es wissen?“

„Nein“ Ich wollte ihm den Mund zuhalten und endlich einschlafen. Er fuhr unbeirrt fort

„Achill scheitert charakterlich, gerät in eine Denkkrise und Priam scheitert und leidet gerade wegen seines tadellosen Lebens“ Er küsste mich und schob mich von ihm runter, ich rollte mich seitwärts ein.

„Es geht darum: Was uns zustösst, ein Identitätsverlust, eine Lebenskrise, etwas, das uns überrollt mit einem „Werden“ zu beantworten und das ist nicht einfach„

Er streichelte meinen Rücken und biss mir fest in den Nacken.

„Sag mal!“ sagte ich schlaftrunken entrüstet, ich war fast wieder wach, das tat weh. Ich drehte mich um, und nahm ihn eng in meine Löffelchen Stellung, lag halb auf ihm, als er endlich einschlief.

 

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