Eine Erfahrung, ihre Konsequenzen und die Moral daraus.
Gewalt / Junge Männer / Safer Sex
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Achtung:

Dies ist keine Geschichte, die sich um eine Fantasie handelt. Es ist nichts woran sich irgendjemand aufgeilen sollte, wahrscheinlich nicht einmal sehr unterhaltsam. Ich hab mir nur überlegt meine persönliche Erfahrung aufzuschreiben weil es viele Geschichten gibt, in denen Unterwerfung und Dominanz eine Rolle spielen und es bis zur Vergewaltigungsfantasie geht. Dann gibt es Leser, die sich das auch noch real wünschen. Einmal vergewaltigt zu werden. Die Konsequenzen einer solchen Aussage sind denjenigen vermutlich nicht klar, ganz zu schweigen von den Folgeschäden, den Langzeitfolgen und seelischen Qualen, die damit zusammen hängen.

 

Das Folgende ist mir wirklich passiert. Ich bin nicht stolz darauf, ich will mich nicht damit hervor tun und ich wünschte, ich könnte alles davon rückgängig machen. Aber das kann ich nicht. Es ist passiert und es ist ein Teil von mir, ob ich will oder nicht. Das ist die Kehrseite von Gewaltfantasien, die andere Medaille von Dominanz und Unterwerfung. Darüber liest man sonst in keiner Story und es macht mir keine Freude darüber zu schreiben. Ich hoffe, dass auch das Lesen keine Freude bereitet. Vielleicht könnte es aber für den einen oder anderen lehrreich sein, der glaubt, Gewalt wäre erotisch und zärtliche Liebesromanzen langweilig oder sogar nervig.

......

Es war ein gewöhnlicher Nachmittag. Ich war neunzehn und hatte nach einem Arzttermin eine Stunde Zeit bis der nächste Bus kam. Weil ich Hunger hatte ging ich in ein Pizza Lokal, bestellte mir etwas zu essen und zu trinken. Der Pizzabäcker war ein Bekannter von mir. Ein ziemlicher Idiot, der vor mir Liedstrophen irgendeines idiotischen Songs von Bushido oder Sido zum besten gab, wo es um Frauenhass und massive Diskriminierung Schwulen gegenüber hing, einhergehend mit deutlichen sexuellen Gewaltfantasien. Ich sagte ihm mehrmals, er solle mich in Ruhe lassen.

Die Situation war für mich unangenehm. Am liebsten hätte ich die Pizza eingepackt und wäre gegangen. Ich bereue bis heute, dass ich es nicht getan habe. Ein anderer Bekannter, der in dem Lokal als Kellner arbeitete, lenkte mich ab und verwickelte mich in vertrauliche Gespräche. Er meinte, es täte ihm leid wie ich in unserer gemeinsamen Schulzeit schikaniert und gemobbt worden wäre. Ich fand ihn recht sympathisch. Er war damals in eine Nebenklasse gegangen. Wir unterhielten uns noch eine Weile weiter und dann lud mich der Besitzer des Lokals auf ein Getränk ein. Als Entschuldigung sozusagen für seinen Angestellten. Ich dachte mir nichts dabei.

Das Lokal war ganz gut besucht. Ich kam gar nicht auf die Idee, dass in dem Getränk was drin sein könnte. Bewusst wurde mir das erst als ich im Auto auf einer Rückbank lag und mir jemand mit Nachdruck seinen Penis in den Mund stieß. Es war der Pizzabäcker, der mir eine Ohrfeige gab, damit ich Luft holen musste. Ich stand unter Schock, war nicht fähig mich zu rühren, zu schreien oder mich zu wehren. In diesem Zustand gab es keine Gegenwehr. Weder körperlich noch verbal. Ich war dem Glied, das sich in meine Kehle gestopft hatte, ausgeliefert. Wenn man denkt ersticken zu müssen, dann schnürt sich der Hals zu, die Lunge will arbeiten und schmerzt. Die Qual erreicht in Sekunden ihren Höhepunkt. Zuerst kämpft der Körper und dann gibt er auf. Die Augen werden glasig. Er trieb mich immer wieder an diesen Punkt.

Was für ihn offenbar Vergnügen war, war für mich die reinste Pein, und es dauerte schier eine Ewigkeit. Auf einen kurzen Moment Erlösung als er von mir abließ folgte wieder die Verzweiflung. Angst regte sich in mir als ich hörte, dass er mich ficken wollte. Aber bis auf ein schwaches „Nein, bitte, nicht“ war ich auch jetzt nicht zu keiner Reaktion fähig. Keine Tränen, kein Widerstand. Ich war innerlich wie gelähmt vor Angst. Angst, die bewegungsunfähig macht. Einen am schreien hindert. Jeden Gedanken erstickt. Einfach wahnsinnige Angst und absolute Hilflosigkeit. Wir waren in einem Auto im Hinterhof der Pizzeria. Soviel konnte ich noch erfassen bevor sich die Gewalt fortsetzte und mein Peiniger mit mir durchzog was er vorhatte.

Mit einem Rutsch riss er meine Rosette auf und fuhr ganz in mich hinein. Ich war vollkommen trocken. Der After hatte nachgegeben weil er mich in die Seite geboxt hatte. Er vergewaltigte mich. Es waren nicht die Schmerzen, die das schlimmste an dieser Situation waren, es war das Gefühl von Angst, Ohnmacht und totaler Hilflosigkeit. Die Bewegungsunfähigkeit, der Schock und der Hass auf mich selbst weil ich mich nicht wehren konnte, kontrollierten meine Gedanken als ich unter ihm lag und gegen meinen Willen penetriert wurde. Alles in mir war wie betäubt und er machte mit mir was er wollte. Ich war kein menschliches Wesen, nicht einmal ein fühlendes, ich war nur ein Loch, in dem er sich austobte. Meine Ängste, meine Gefühle und meine Schmerzen waren ihm scheißegal. Ich war Dreck in seinen Augen und er suhlte sich darin weil er es genoss Leid zuzufügen. Es geht nicht um Sex, nicht um Vergnügen oder Lustgewinn, es geht um Macht und Kontrolle.

 

Mir kam sein armseliges Rumgehampele in mir wie eine Ewigkeit vor, als hätte jemand die Zeit angehalten. Ich fragte mich nur wann er wohl endlich fertig sein würde. Irgendwann musste es ihm ja reichen und dann würde er mich gehen lassen müssen. Darauf hoffte ich einige Minuten lang. Kurz bevor er kam wollte er das Kondom abziehen. Alles in mir schrie „Nein!“ und ich sprach es auch aus. Ob er es getan hat oder nicht weiß ich nicht. Es war reine Willkür, dass er mich das mit dem Kondom hatte wissen lassen. Die Wirbelsturm artigen Gefühle rund um HIV und Geschlechtskrankheiten hatte er absichtlich in mir ausgelöst, um mich noch mehr zu verunsichern und in Panik zu versetzen.

Normalerweise spürt man es ob eine Ejakulation stattfindet, aber ich war benommen und in einem Zustand, in dem ich mich von Gefühlen und körperlichen Gefühlen losgelöst fühlte. Dabei hatte ich sogar eine außerkörperliche Erfahrung, wo ich fühlte wie mein Geist über dem Körper schwebte. Leib und Seele waren getrennt voneinander und was mit dem fleischlichen Hülle passierte fühlte mein losgelöstes Ich nicht. Aber ich nahm es auf andere Weise war. Mehr wie ein Beobachter. In meiner Position hätte ich sein Gesicht gar nicht sehen dürfen, aber ich konnte sehen wie viel Freude es ihm machte mich zu erniedrigen. Ich fühlte es kaum wie er in mich stieß und mit jedem Stoß tiefe Krater in meine Seele riss, ich konnte es vor allem sehen wie er sich auf mir bewegte. Sein ekelhaftes Stöhnen und Keuchen klang mir direkt im Ohr.

Irgendwann, endlich nach einer gefühlten Ewigkeit, stieg er von mir runter und meinte, ich solle im Auto liegen bleiben. Die Wagentür ließ er unverschlossen. Ich rappelte mich auf, zog mich an und floh. Die meisten Restaurantgäste blickten nicht einmal von ihren Tellern auf als ich an ihnen vorbei lief. Sie hatten sich genüsslich ihre Pizzen schmecken lassen während ich nur wenige Meter von ihnen entfernt betäubt und missbraucht worden war. Die Situation kam mir absolut pervers und unwirklich vor. Mehrere Straßenecken weiter leistete ich mir ein Taxi. Als ich zu Hause ankam, führte mich mein erster Weg direkt in die Küche wo ich mir ein großes Messer nahm. Ich war gerade dabei es mir in die Pulsadern stoßen zu wollen als mich meine Mutter erwischte. Sie sah mir an was los war und das Erste was sie sagte, war, dass ich es meinem Vater nicht erzählen dürfe. Auch sonst keinem. Es stünde Aussage gegen Aussage und ich würde mich nur lächerlich machen wenn ich damit vor Gericht gehen wollte.

Meine Mutter hatte sich immer schon viele Sorgen um ihr Ansehen gemacht. An meiner Erfahrung störte sie am meisten, dass es jemand erfahren und es auf sie zurück fallen könnte. Es fiel kein Wort über HIV, keine Rede von seelischen und physischen Verletzungen, es hieß nur äußerst deutlich: Halt bloß den Mund. Ich war zu verunsichert, zu traumatisiert und viel zu eingeschüchtert, um dem irgendetwas entgegenzusetzen. Die heftigen Gefühle, die ich hatte, mussten sich gegen mich richten. Ich war die einzige Person, an der ich mich abreagieren konnte. Das Wasser der Dusche so heiß zu drehen, dass es mich schier verbrühte, war der erste Akt der Selbstablenkung. Ich brauchte den körperlichen Schmerz weil der seelische mich sonst zerrissen hätte.

Am nächsten Tag hatte ich Sekundenschlaf während eines Computerkurses, den ich besuchte. Ich konnte mich nur schwer auf den Vortragenden konzentrieren und hatte immer wieder Schwierigkeiten weil ich für Sekunden weg dämmerte. Er maßregelte mich dafür, aber ich konnte es nicht ändern. Erst gegen Mittag besserte sich der Zustand. In der Pause googelte ich nach Rohypnol weil ich nach einer Ursache suchte. Viele Symptome stimmten überein. Eine ehemalige Mitschülerin, die mit mir auch den Kurs besuchte, bemerkte mein Verhalten. Später erzählte sie mir, dass der Pizzabäcker mit seiner Tat vor ihr geprahlt hätte. Er sei auch nicht der einzige Täter gewesen. Der Wirt und der Kellner hätten sich beteiligt und zugesehen.

Ich kann nur vermuten, dass sie die nächsten gewesen wären wenn ich nicht aufgestanden und abgehauen wäre. Dass die alle schwul waren glaube ich nicht. Gerüchten zufolge durfte der Wirt nicht in sein Heimatland einreisen wegen irgendeinem sexuellen Drama mit einer jungen Frau. Wenn es stimmt, dann war zumindest einer von ihnen bereits vorbestraft. Jemanden fertig machen zu wollen ist nicht abhängig von Sexualität oder Geschlecht. Wohl aber ist der Hass gegen eine Randgruppe ein Tatmotiv und das könnte ich mir vorstellen. Meine Kollegin schwankte zwischen Sensation und Betroffenheit und nach dem Kurs verloren wir uns aus den Augen. Sie war genauso jung wie ich und von der Situation sichtlich überfordert. So wie ich.

Nachtrag:

Angezeigt hab ich sie nie. Ich war zu feige. Meine Wut richtete sich gegen mich selbst. Nur wenige Monate nach der Tat zog ich von Leoben nach Graz und fing dort an die Rasierklinge zu benutzen. Schmerzen spürte ich dabei kaum. Ich spielte russisch Roulette mit meinem Körper, war Dauergast in der chirurgischen Abteilung, musste immer wieder genäht werden, eignete mir sogar selbst Fähigkeiten an, um die Sucht besser zu verstecken und als mir mit Anfang zwanzig gesagt wurde, ich könnte eventuell Krebs im Anfangsstadium haben, da freute ich mich. Alle Warnungen der Ärzte und die vielen Briefe des Krankenhauses schoss ich in den Wind. Ich ließ es darauf ankommen und es stellte sich dann von selbst heraus, dass es kein Krebs war. Da war ich enttäuscht.

Mit meinen Selbstverletzungen, die in kurzen Abständen Anfall artig immer wieder kamen, schaffte ich es aus einer betreuten Wohnungsgemeinschaft für Menschen mit psychischen Problemen zu fliegen. Die Betreuer mochten keine Borderliner, hatten wohl auch nicht die Kapazität damit umzugehen. Mein Zustand besserte sich erst nach einem drei Monate langen Aufenthalt in einem speziellen Therapiezentrum in Ybbs. Es dauerte aber noch viel länger, um die Rasierklinge und alle anderen spitzen Gegenstände sein lassen zu können. Der Drang Blut zu sehen war nicht nur Selbstzerstörung, es waren die einzigen Momente wo ich mich lebendig fühlte. Deshalb war das ein Kampf von mehreren Jahren. Die Narben trage ich mein Leben lang am Körper.

Dass ich die seelischen Langzeit- und Spätfolgen auch mit regelmäßiger Therapie jemals los werden werde, bezweifle ich mittlerweile. Es ist fast zwanzig Jahre her. Manche Dinge bessern sich, mit einigem kann man lernen umzugehen und mit dem Rest muss man leben. Manches kommt erst nach Jahrzehnten hoch und gibt einem neuen Stoff zu verarbeiten. In den besten Jahren meines Lebens war ich damit beschäftigt wieder klar zu kommen, anstatt meine Jugend unbeschwert zu genießen. Ich könnte immer noch innerlich kotzen wenn ich gewaltverherrlichenden deutschen Rap irgendwo höre.

Warum schreibe ich das? Ich weiß, dass es eine ganze Reihe von Sexpraktiken gibt, die ich nicht verstehe, nie ausprobiert habe und nie ausprobieren werde. Jede davon hat ihre Berechtigung und jede Fantasie ist in Ordnung. Zensur und Einschränkung von Fantasien und Meinungsfreiheit finde ich grundsätzlich schlecht. Allerdings halte ich es für wichtig zwischen Fantasie und Realität zu unterscheiden und wenn ich Kommentare lese wie „So möchte ich auch mal benutzt werden...ich wünschte, jemand würde mich vergewaltigen...XY soll ich mich genauso ran nehmen...“, dann ist für mich dieser feine Grad überschritten. Worin generell der Wunsch liegen könnte dominiert, erniedrigt oder sogar vergewaltigt zu werden erschließt sich mir nicht, aber ich muss auch nicht alles verstehen. Ich kann nur jedem sagen: Pass auf mit deinen Wünschen, sie könnten in Erfüllung gehen und wenn, dann erholst du dich vielleicht nie mehr ganz davon.

 

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