Es beginnt mit einer harmlosen Frage.
Das erste Mal / Romantik / Sportler / Safer Sex
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»Hast Du vielleicht Flickzeug?«

Überrascht drehte ich mich um. Vor mir stand ein junger Mann, etwa Mitte bis Ende Zwanzig. Er hatte eine hellrote Jogginghose an, dessen eines Bein er bis zum Knie hochgekrempelt hatte. Ein schwarzes Muskelshirt unter einer offenen Windjacke und auf dem Kopf trug er einen dieser länglichen Fahrradhelme. Seine blonden Locken schaute darunter hervor.

 

»Bitte, was?«

Ich war etwas verwirrt. Erst vor zwei Minuten hatte ich das Haus verlassen und sass gerade auf einer der fünf Eingangsstufen, um schnell noch eine SMS zu beantworten. Nach fast zwei Wochen Dauerregen schien heute endlich mal wieder die Sonne in Hamburg. Der Himmel war strahlend blau und so hatte ich eigentlich vor, mich auf dem Weg an die Alster zu machen, um dort gemütlich einen Kaffee zu trinken und Spaziergänger und Jogger zu beobachten.

»Ob Du mir vielleicht mit Flickzeug aushelfen könntest? Platter Vorderreifen.«

Der Typ lächelte mich breit an, zog entschuldigend die Augenbrauen hoch und zuckte mit den Schultern Normalerweise kann ich es nicht so gut haben, wenn mich wildfremde Menschen einfach so duzen. Immerhin bin ich bereits zweiundvierzig. Und auch rein von meiner Erziehung her, ist das formelle Siezen zu Beginn einer Bekanntschaft für mich eine Frage der Höflichkeit. Bis der Ältere dem Jüngeren eventuell das Du anbietet. Das soll nicht heißen, dass ich diesbezüglich total spießig wäre, aber manchmal ärgere ich mich über dieses ständige vertrauliche Duzen.

»Das glaube ich eigentlich nicht. Nein, mit Flickzeug kann ich Ihnen wohl nicht aushelfen.«

Enttäuschung machte sich auf seinem, zugegeben, hübschen Gesicht breit.

»Wie schade. Naja, Sie sehen ja mein Problem. Da vorne an dem Stromverteilerkasten lehnt mein Rad und ich sah Sie gerade das Haus verlassen. Da dachte ich vielleicht...«

Wieder kam dieses großartige breite Lächeln und das kleine Spiel mit den zuckenden Augenbrauen zum Einsatz. Das machte er wirklich gut. Er konnte die einzelnen Augenbrauen blitzschnell isoliert von einander bewegen. Sehr interessant. Und er siezte mich jetzt ohne eine weitere Anmerkung. Ich war beeindruckt. Nein, ich war nicht nur beeindruckt. Es machte mich nervös. Dieser Typ hatte etwas. Etwas, was mich antörnte. Seine Art sich zu bewegen und der direkte Blick. Nicht allzu häufig trifft man auf jemanden, der einem geradeaus in

die Augen schaut. Und aus was für Augen der Typ schaute. Himmel! Stahlblau. Zum drin versinken und ertrinken. Bevor ihm auffiel, dass ich kurz vorm Sabbern stand, schaute ich schnell auf mein Phone.

»Ja, leider habe ich vor ein paar Jahren mein Rad verkauft. Wissen Sie, in Hamburg mit der Möglichkeit sich jederzeit ein Stadtrad zu leihen. Da brauchte ich kein Eigenes mehr. Verstehen Sie?«

Er nickte.

«Ja, klar. Verstehe ich perfekt. Sollte ich vielleicht auch öfters machen, dann müsste ich Sie jetzt nicht belästigen.«

»Moment«, sagte ich, »nun mal nicht übertreiben. Von Belästigung kann ja wohl kaum die Rede sein. Mir tut es, ehrlich gesagt, leid, Ihnen nicht....«

Ich brach ab. Ein Gedanken schoss mir ein.

»Warten Sie, vielleicht kann ich Ihnen doch helfen. In der Abstellkammer, im Keller. Da könnte es sein, dass ich noch das kleine Reparatur-Set liegen habe. Das hatte ich schliesslich damals nicht mit verkauft. Wenn es bei Ihnen nicht eilt, schaue ich nach.«

Wieder kam dieses umwerfende Lächeln in sein Gesicht.

»Das wäre natürlich sehr freundlichen Ihnen. Aber nur, wenn ich Ihnen damit nicht zu viel Mühe mache. Schliesslich hatten Sie doch gerade was vor.«

»Glauben Sie mir, ich hätte es nicht vorgeschlagen, wenn ich es nicht ernst meinen würde.«

Damit stand ich auf und jetzt konnte ich das erste Mal unsere Körpergröße vergleichen. Zwar stand ich auf der ersten Treppenstufe, aber trotzdem war der junge Radfahrer noch ein paar Zentimeter größer als ich. Auf ungefähr 1,90 schätzte ich ihn. Eindeutig gut durchtrainiert, mit zumindest einer sichtbaren beeindruckenden Wade auf der hellblonde Härchen im Sonnenlicht glänzten. Genauso wie auf seiner Brust ein, anscheinend gestutzter blond-zarter Bewuchs war. Schnell zwang ich mich, Ihm wieder ins Gesicht zu schauen, bevor er meine musternden Blicke bemerkte.

»Ich hole schnell den Kellerschlüssel aus meiner Wohnung. Warten Sie einfach hier. Möchten Sie vielleicht etwas trinken? Wie ich sehe, haben Sie weder am Rad noch am Körper eine Flasche mit Wasser. Da kann ich Ihnen gerne was mit runterbringen?«

 

»Nein, ich bitte Sie, machen Sie sich keine Mühe. Ich denke nicht.«

»Es ist keine Mühe. Ausserdem könnte es etwas dauern, bis ich in dem Chaos vom Kellerraum das kleine Reparatur-Set gefunden habe.«

»Jetzt wird mir das aber richtig peinlich. Dann halte ich Sie an diesem schönen Tag so lange auf. Das ist mir ein bisschen unangenehm.«

Ich lächelte ihn jetzt auch mal breit an.

»Alles in Ordnung. Ist mir wirklich eine Freude. Hey, vielleicht hätten Sie gerne einen Kaffee?«

»Auf den sollte ich Sie nachher besser einladen«, erwiderte er und blinzelte mir mit den stahlblauen Augen zu.

Wie sollte ich diesen Kerl nur einschätzen? War er einfach nur freundlich? Ein sonniges Gemüt. Diese berühmten Vipes, von denen einige meiner schwulen Freunde immer sprechen, die Vipes, die sie verspüren, ob der unbekannte attraktive Mann in ihrem oder dem anderen Lager spielen würde, bei mir blieben sie gerade völlig aus. Beim besten Willen konnte ich nicht sagen, ob dieser gut aussehende Junge schwul oder hetero ist.

»Nun ja«, sagte ich, »ich besitze einen Vollautomaten, der besser ist als die meisten in den Cafés. Sie könnten also jetzt gerne bereits einen Latte Macchiato geniessen und mich später, wenn das Angebot weiter bestehen sollte, auf ein weiteres Getränk einladen. Gute Idee?«

»Sehr gute Idee. Dann schliesse ich kurz mein Rad ab, folge ich Ihnen in den Keller und helfe bei der Suche, wenn ich denn darf?«

Mein knappes Nicken nahm er zum Anlass sofort zu seinem Fahrrad zu laufen und es mit einem breiten, teuer aussehenden Schloss an den Verteilerkasten zu ketten. Dabei musste er sich bücken und in die Hocke gehen und ich sah seinen knackigen Po und ein Stück der nackten Haut aufblitzen, als sich die Jogginghose dabei etwas nach unten verschob.

Strahlend kam er zurück, nahm seinen Helm ab, schüttelte die fast schulterlangen Locken auf ,hüpfte energetisch die Stufen zur Haustür hoch, während ich sie bereits geöffnet aufhielt.

»Danke sehr, Sie sind super nett. Vorhin hat mich ein Ladenbesitzer so angefahren, als wollte ich ihn überfallen, etwas Unmögliches oder sogar Unsittliches von ihm.«

»Unsittlich?«

»Na, Sie wissen schon.« Er machte eine bedeutungsschwangere Pause. »Als wollte ich mehr von ihm als nur Flickzeug.«

Ich nickte stumm und spürte eine leichte Enttäuschung in mir aufsteigen. Sofort hätte ich mich ohrfeigen können. Enttäuschung? Weswegen? Als hätte er mich nicht auch nur um Flickzeug für seinen platten Fahrradreifen gebeten. Wieso sollte ich da mehr hineininterpretieren? Kein Wort, kein Blick von ihm hat, ehrlich gesagt, darauf hingedeutet, dass er ein anderes Interesse hätte.

Da kann man mal wieder sehen. Igitt! Anscheinend benehme ich mich auch nicht anders als andere ältere Schwule. Kaum sehen wir einen attraktiven jungen Mann, denken wir augenblicklich an Sex. Okay, das gilt auch für heterosexuelle Männer. Nicht nur für Ältere. Für alle. Das ständige Schicksal der Frauen.

»Manche Menschen bilden sich aber auch was ein. Als hätte ich oder sonst irgend jemand Interesse an so einem ungepflegten, schwammigen Kerl, der weitaus älter als mein Vater sein dürfte.«

»Wie alt ist denn Ihr Vater?« Ich stieg im Treppenhaus voran die Stufen zum 2. Stock hoch und er folgte mir.

»Mein Vater ist gerade fünfzig geworden. Warum?«

»Nichts. Nur so.«

Ja, meine Schätzung seines Alters passte also.

»Sie müssen nicht mit hoch kommen. Ich wohne im zweiten Stock. Ich bringe

Ihnen gerne den,... ich habe vergessen, was Sie gerne hätten, ...mit runter.« »Ein Cappuccino wäre ganz toll. Nein, natürlich. Ich warte hier. Tut mir leid,

wollte nicht in Ihre Privatsphäre eindringen.«

Gott, war der reizend!! Gerührt blieb ich stehen, drehte mich zu ihm um und

sagte entschlossen:

»Mein Name ist übrigens Gregor. Gregor Maas. Und da ich der Ältere bin,

schlage ich vor, wir duzen uns ab sofort. Und es ist in Ordnung, wenn Du mitkommst. Was sollen wir auch mit Kaffeetassen im Keller? Ist nur hinderlich. Also, trinken wir erst und dann wird gesucht. Außer, Du hast es eilig.«

 

Mit ausgestreckter Hand sprintete er die verbliebenen Stufen auf meine Höhe hin.

»Jan«, sagte er, »Jan Thomsen. Freut mich wirklich sehr, Gregor.«

»Mich auch, Jan.« Sein Händedruck war fest und energisch. An der Innenfläche konnte ich leichte Schwielen fühlen. Ab er Handwerker war? Oder kam das eher vom Radfahren und Trainieren mit Gewichten? Egal. Es fühlte sich gut an. Wieder lächelte er mich an. Jetzt sah ich das an einem Schneidezahn ein

kleines Stück abgebrochen war. Wie schön! So makellos ist er also dann doch nicht. Ein Grinsen flog kurz über mein Gesicht.

»Na, dann komm mit, Jan Thomsen. «

Ob der Kerl nun hetero oder schwul war, mir egal. Schon lange hatte ich keinen so sympathischen Unbekannten mehr in meine Wohnung mitgebracht. Ich schloss die Wohnungstür auf.

»Soll ich meine Schuhe nicht lieber ausziehen?« Jan blieb auf der Türstelle stehen.

»Nicht nötig«, sagte ich, »nur um in der Küche Kaffee zu trinken. Und es ist ja, Gottseidank, wieder trocken draußen. Gestern hätte ich Dich in der Tat noch darum gebeten. Komm rein.«

Jan folgte mir durch den Flur zur großen Wohnküche.

»Tolle Wohnung«, zischte er anerkennend durch seine Zähne, »Du lebst hier doch nicht allein, oder? Bist Du verheiratet? Kinder?«

Okay, jetzt wurde es interessant. Was sollte ich ihm sagen? Die Wahrheit? Würde die ihn verschrecken?

»Mein Freund und ich haben uns vor knapp einem Jahr getrennt.«

Bumms! Jetzt war es raus. Ich wagte nicht, mich umzudrehen und ihn anzuschauen. Stattdessen ging ich zu meinem Jura-Vollautomaten, schaltete ihn an, nahm eine Tasse samt Untertasse, holte die Milch aus dem Kühlschrank und steckte den Schlauch in den Tetra-Pack. Dann musste ich leider warten, bis die Maschine aufgeheizt war. Notgedrungen drehte ich mich doch um.

Er stand angelehnt am Küchentisch und schaute mich mit seinen großen blauen Augen an.

»Das tut mir leid.«

»Das muss es nicht. Wir hatten uns nichts mehr zu sagen. Schon länger nicht mehr. Es war nur noch Gewohnheit statt Liebe. C’est la vie!«

»Klingt ziemlich nach meinen Eltern.« Ein wehmütiges kleines Lächeln huschte über sein Gesicht.

»Themenwechsel!!!« Endlich war die Aufheizphase beendet und ich betätigte die Taste. Mit dem üblichen Zischen und Dampfen flossen Milch und der Espresso zu einem perfekten Cappuccino zusammen.

»Bitte sehr, Jan. Hoffentlich habe ich Dir nicht zu viel versprochen?« Damit reichte ich ihm die Tasse.

»Zucker oder Süßstoff steht auf dem Tisch. Nimm bitte, was Du möchtest? Magst Du noch ein Buttercroissant dazu?«

Ich deutet auf den kleinen Brotkorb auf dem Tisch.

»Hatte heute morgen zwei gekauft und dann doch nur eins gegessen.« »Darf ich Dich fragen, wie alt Du bist, Gregor?« Jan löffelte gerade den

Milchschaum aus seiner Tasse heraus und hatte ein klein wenig davon an der Oberlippe hängen.

»Warum willst Du das wissen?« Verwirrt schaute ich ihn an.

»Weiß nicht genau. Wegen der Wohnung, der ganzen Einrichtung. Die ist super schön. Klassisch und modern gemixt. Und anscheinend hast Du einen gut bezahlten Job. So teuer wie diese Gegend hier ist und wie Du Dich kleidest.

Jetzt versuchte er gerade mit der Zungenspitze den Milchschaumklecks an der Lippe zu erwischen. Sehr sexy.

»Ich kann nicht klagen, Jan. Ich bin Therapeut. Psychotherapeut, um genau zu sein. Die Wohnung habe ich allerdings geerbt. Deshalb ist Frank auch ausgezogen. Als Mietwohnung könnte ich sie nie halten. So viel verdient man nicht in meinem Job. Ach, und zu Deiner Ursprungsfrage. Ich bin zweiundvierzig. Und Du?

»Achtundzwanzig.« Dann nahm er einen Schluck und verbrannte sich fast die Lippen. »Autsch!«

»Oh, sorry! Hätte Dich warnen sollen. Ist wirklich superheiss, was da raus kommt.«

»Dann nehme ich das Angebot mit dem Croissant doch an. Das hilft bei leichten Verbrennungen mehr als kaltes Wasser.«

Damit griff er sich das Croissant und biss hinein. Überall in seinem Drei-Tage- Bart verteilten sich die Krümel. Jetzt sah er für mich noch attraktiver aus. Zu gerne hätte ich sie ihm herausgestrichen oder abgeleckt und weggeküsst. Mühsam hielt ich mich zurück. Dabei bemerkte ich wie mein Blut in meinen Schwanz schoss und ihn zur Hälfte versteifte. Dringend musste ich an was anderes denken.

 

»So, Jan, Jan Thomsen, und was machst Du so? Jetzt, wo Du weißt, wo und wie ich lebe, schiess mal mit ein paar Info zu Deiner Person rüber.«

»Ok.« Jan hätte sich beinahe verschluckt. »Mann, das war jetzt mal ne direkte Ansage. Moment.«

Ein weiterer Bissen und das Croissant war in seinem Mund verschwunden, gefolgt von einem kleinen vorsichtigen Schluck des Cappuccinos.

»So, also. Namen und meine Alter kennst Du ja schon. Eigentlich komme ich aus Bad Schwartau. Ich habe hier in Hamburg Maschinenbau studiert und da meine Eltern sich mittlerweile getrennt haben, muss ich halt viel und regelmäßig jobben, um über die Runden zu kommen. Neben dem Studium habe ich noch eine Trainerlizenz erworben. Habe mich sozusagen jetzt auch noch als Personaltrainer selbstständig gemacht. Läuft erst an. Also, ist alles noch am Werden.«

»Klingt doch gut«, erwiderte ich, »also abgesehen von der Scheidung Deiner Eltern. Ansonsten bist Du doch anscheinend sehr klar und konkret in allem.«

Ich zögerte etwas. Sollte ich ihm jetzt ganz direkt auf sein Privatleben ansprechen? Warum eigentlich nicht? Er hatte es ja auch getan.

«Ja, die Scheidung meiner Eltern ist aber nicht die Einzige. Scheint momentan in der Familie zu liegen. Das Trennungsjahr zwischen meiner Frau und mir läuft noch. Mein Bruder ist sogar bereits geschieden.«

Soviel dazu, in welcher Liga mein hübscher Radler nun spielte. Mein Schwanz schrumpfte fast augenblicklich komplett zusammen.

»Oh, wie traurig.« Mehr bekam ich nicht heraus.

»Ja, oder besser, wie traurig, dass ich so lange gebraucht habe, um herauszufinden, dass Susanne, so heisst meine Noch-Ehefrau, dass wir eigentlich gar nicht hätten heiraten dürfen.« Mit düsterer Miene schaute er auf die Terrakotta-Fliesen am Küchenboden.

»Dann sind wir beide anscheinend Trennungs-Geschädigte.«

»Genau! Da war wohl bei uns beiden in der Beziehung die Luft ist raus.« »Apropos: Luft raus!« Ich nutzte die Steilvorlage für einen erneuten

Themenwechsel. »Sollen wir mal runter in den Abstellkeller?«

Jan schlug sich erschrocken mit der Hand vor den Kopf.

»Natürlich, Gregor, bitte entschuldige. Da halte ich Dich hier endlos auf,

obwohl Du doch den schönen Tag geniessen wolltest.«

»Alles in Ordnung. Trink in Ruhe aus. Oder nimm die Tasse mit runter. Wie Du

möchtest. Allerdings warne ich Dich. Die Abstellkammer ist wirklich restlos überfüllt mit allem möglichen Kram noch von Frank und mir. Müsste da dringend mal ausmisten. Aber kennst Du vielleicht. Da findet man dann immer Erinnerungsstücke und die Aufräumaktion dauert ewig.«

»Kenne ich gut«, erwiderte er und trank seinen Cappuccino in einem Zug aus, » danke für den leckeren Kaffee. Dann lass uns mal suchen gehen.«

Damit griff er nach dem Helm, den er vorhin auf der Fensterbank abgelegt hatte und gemeinsam verliessen wir die Wohnung.

»Nochmal, ich warne Dich, Jan. Der Keller ist eine Katastrophe.«

»Wird schon gehen. Ausserdem bin ich Dir so dankbar. Vielleicht sollte ich die Tage mal vorbeikommen und Dir beim entrümpeln zur Hand gehen.«

Unten im Kellerflur knipste ich das Licht an, dann gingen wir den Flur bis ans äußerste Ende, wo sich mein Verschlag befand. Als ich mich zu Jan umschaute, musste ich fast lachen, denn an seinem Gesicht war abzulesen, dass er gehofft hatte, ich hätte mit dem beschriebenen Kellerchaos übertrieben. Jetzt war er mit der schrecklichen Wirklichkeit konfrontiert.

Kisten über Kisten, Ikea-Tüten und andere Plastiksäcke. Ungefähr zwanzig ganz große durchsichtige Containerboxen aus dem Baumarkt mit Plastikdeckel bis zum Anschlag gefüllt, davor Umzugskartons. Die einen gefüllt mit diversen Gesellschaftsspielen, die anderen mit Büchern, die wir bereits vor Jahren aussortiert hatten, um sie auf dem Flohmarkt anzubieten. Uralte Schallplatten, ganze Kisten voller Schuhe. Sorgfältig verpacktes ererbtes Porzellan meiner Großeltern. All dieser Kram versperrte uns fast den Weg in die Kammer.

»Sorry, ich hatte Dich gewarnt, Jan. Aber lass uns zunächst hier die vorderen Kartons mit Akten herausnehmen und in den Flur stellen, dann haben wir wenigstens einen schmalen Mittelgang frei.«

Wir schleppten elf Kartons mit ehemaligen Patientenakten von mir heraus. Dann quetschten wir uns eng nebeneinander zwischen Regal und Plastikcontainer.

»Hast Du denn eine ungefähre Ahnung, wo das Flickzeug sein könnte?« Jan war zwar mittlerweile zwar wieder gut gelaunt, aber einen gewissen skeptischen Unterton konnte man durchaus heraushören.

Denke schon«, versuchte ich positive Stimmung zu verbreiten, » müsste in einer der kleineren Boxen da vorne vor dem Regal mit dem ganzen Werkzeug und den übrig gebliebenen Wandfarben sein. So weit reicht meine Ordnung dann schon.«

Jan schaute sich um und nahm eine der kleineren Boxen heraus. Es befanden sich alte Hörspiel-Kassetten darin. „Die Drei ???“ Eine Sammlung, die Frank hier wohl vergessen hatte. In der nächsten Kiste fand ich eine beeindruckende Sammlung von Hosengürteln und Hosenträgern. Alle schon etwas abgetragen. Ich notierte mir im Geist, dass ich sie sofort am nächsten Tag wegschmeissen werde.

Plötzlich stürzten mehrere Boxen um und der Inhalt verteilte sich vor uns auf dem Boden. Ich schaute hin und entsetzt wäre ich gerne sofort im Selbigen versunken.

»Hey, was ist das denn alles? Sind das etwa...« Jan brach ab.

Vor uns lag eine Kollektion an unterschiedlichem Sexspielzeug. Buttplugs, Dildos, Liebeskugeln, Tittenklemmen, und da alles in den unterschiedlichsten Größen. In diversen Farben. Metall, Gummi, genoppt oder glatt. Mit Vibration oder ohne. Mein komplettes geheimes Sexleben mit Frank breitete sich gerade vor dem mir völlig unbekannten heterosexuellen Jan Thomsen aus. Mir verschlug es die Sprache.

»Scheiße!« Mehr brachte ich gerade nicht aus. Damit kniete ich mich hin und fing hektisch und mit glühendem Kopf an, die peinlichen Sex-Accecoires einer gescheiterten Beziehung, einzusammeln. Jan stand einfach nur stumm neben mir. Die Situation wurde fast unerträglich.

»Es tut mir leid, Jan. Du siehst, hier ist wahrscheinlich nicht unbedingt das Flickzeug zu finden. Sorry, dass ich Dich in diese unangenehme Lage gebracht habe. Ich verstehe sehr gut, wenn Du jetzt gehen möchtest. Ungefähr zwei Kilometer von hier in Richtung Mundsburg ist ein großer Fahrradladen mit Werkstatt. Die können Dir helfen. Ich...«

Damit blieben mir die Worte im Halse stecken. Schon lange nicht mehr war mir etwas so unendlich peinlich wie diese Aktion hier. Und das mit dieser heterosexuellen Sahneschnitte. Und der konnte jetzt überall erzählen, dass alle Klischees über die Schwulen stimmen würden. Hurra!

»Das Ganze ist meine Schuld, Gregor. Und es ist in Ordnung. Kein Grund sich zu schämen. Lach doch einfach drüber. Hey! Sagst Du mir, was das hier ist?«

Er hielt ein hautfarbenes Sextoy in der Hand, an dessen Ende sich ein paar künstliche Männerlippen befanden. Einen sogenannten Jackflash.

 

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